Wirf einen Stein ins Wasser – dann entstehen Wellen!

©Nordkolleg Rendsburg
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Mehr als 100 InteressentInnen folgten der Einladung „Hereinspaziert“ des Teams von „Unternehmen! KulturWirtschaft“ im Nordkolleg Rendsburg. Dann hieß es Manege frei für die Protagonisten*) der acht Pilotprojekte künstlerischer Interventionen, deren Abschluss mit einer vielfältigen Veranstaltung gefeiert wurde.

Acht Unternehmen waren mutig genug sich auf etwas Neues, eine künstlerische Intervention, einzulassen, darunter auch das Nordkolleg und das Team rund um Lena Mäusezahl, die Intermediäre = Prozessbegleiter dieser Projekte. Sie wollten die künstlerische Intervention und ihre Wirkung hautnah selbst erleben. Alle Projekte waren durch die Unternehmer bzw. Geschäftsführer, durch MitarbeiterInnen und den / die KünstlerInnen vertreten und berichteten in lebendigen Geschichten und bunten Bildern über den Ablauf und die Ergebnisse.

Video-Dokumentationen aller Projekte, auch mit back-stage-Eindrücken, boten Einblick in die Abläufe. Auf der Seite www.massiv.kreativ.de von Antje Hinz können Sie ausführliche, informative Interviews von allen Beteiligten – den Managern, den Künstlern und den Mitarbeitern – zu den verschiedenen Projekten hören und sehen.

Wenn Sie eine kompakte Information bevorzugen, dann empfehle ich Ihnen dieses Videomit Szenen aus vier Interventionen:

Mit einem kreativen und kurzweiligen Veranstaltungsdesign, moderiert von Lena Mäusezahl und Nele Tiemeyer, gingen die Präsentationen in das fröhliche Abschlussfest über.

*) Ein Protagonist ist daran erkennbar, dass er im Verlauf der Geschichte eine Wandlung erfährt, sich also durch die Ereignisse und Erfahrungen weiterentwickelt. Bei diesen Pilotprojekten haben sich alle Beteiligten weiterentwickelt.

Der anschließende Workshop-Tag

Arbeitsgruppe_foto unternehmenkulturwirtschaft.de
Arbeitsgruppe_foto unternehmenkulturwirtschaft.de

bot Gelegenheit, das gemeinsame Verständnis von künstlerischen Interventionen zu schärfen. Der Begriff wird inzwischen für ganz unterschiedliche Aktionen verwendet, von der Kunst am Bau bis zu themenbezogenen Beiträgen von KünstlerInnen beim heurigen Forum Alpbach.
Unser Fokus: Künstlerische Kompetenzen für unternehmerische Fragestellungen einsetzen und damit Möglichkeitsräume öffnen.

In einer Zukunft voll automatisierter Arbeitsabläufe – Stichwort Industrie 4.0 – wird es noch offensichtlicher, dass sich Unternehmen nur mit den Fähigkeiten ihrer MitarbeiterInnen von der Konkurrenz abheben können. Dabei geht es um Kommunikation, um vernetztes Denken, Überschreiten von Grenzen, den weiten Blick auf das Ganze und vor allem um wirklich gute Zusammenarbeit. Geben Sie zu: Klappt das derzeit in Ihrem Unternehmen so, dass Sie sich nicht sorgen müssen? Gerade lese ich im Manager Magazin, dass 7 von 10 Führungskräften im mittleren Management von der Zusammenarbeit mit ihren KollegInnen im Team nicht begeistert sind.

Themen der Workshops waren u.a. die Rolle des Intermediärs, die Intervention aus Künstlersicht, der ideale Auftraggeber, die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt und wie genau das Ziel festgelegt werden soll – denn künstlerische Interventionen sind ergebnisoffen. Was heißt das?

Künstlerische Interventionen sind „ergebnisoffen“

Das interessierte die anwesenden Wirtschaftsleute, die sich von Beratung natürlich ein Ergebnis erwarten. Die bereits KI-erfahrenen Unternehmen erklärten: Das Ziel ist eine Verbesserung, der Prozess wird klar gesteuert, welche Intervention vom Künstler/der Künstlerin gesetzt und was wirklich erreicht wird, entwickelt sich im Prozess und das erleben alle Beteiligten unmittelbar – und die meisten berichteten über ein unerwartetes und überraschendes Erlebnis.

ArianeBerthoinAntalAriane Berthoin-Antal vom WZB (Wissenschaftszentrum Berlin) hatte die wissenschaftliche Begleitung der Projekte übernommen. Eines der Ergebnisse ist zum Beispiel der Fokus auf die Lernprozesse für alle Beteiligten. Damit wird der Intermediär zum Lernprozess-Begleiter. Und es wird klar, dass die Voraussetzung für ein gutes Projekt die Bereitschaft aller im Unternehmen ist, zu lernen und sich zu entwickeln. Das entspricht auch dem Beratungsansatz der Lernenden Organisation. Dann stellt sich auch nicht die (an sich wichtige) Frage, nämlich ob die Manager das überhaupt wollen. Wenn man will, dass alles so bleibt wie es ist, macht man besser keine künstlerische Intervention.

Was bringt das den Unternehmen?

Erinnern Sie sich an das letzte Kommunikationstraining? Wurde dessen Wirkung exakt bewertet? Die laute Frage nach dem Nutzen von künstlerischen Interventionen wird ja nur gestellt, weil diese innovative Form der „Beratung“ noch weitgehend unbekannt ist, man noch nie über die besonderen Fähigkeiten von KünstlerInnen nachgedacht hat und das Risiko eines Misserfolgs scheut.

UnternehmerInnen, Managern und MitarbeiterInnen die verstehen, dass Veränderungen und technologische Entwicklung immer einen Eingriff in soziale Gefüge bedeuten, bringt eine künstlerische Intervention sehr viel. Die Bedeutung der Menschen wurde bisher oft übersehen. Enttäuschende Ergebnisse nach Fusionen sind dafür ein gutes Beispiel.

©coachingprodukte-entwickeln.de
©coachingprodukte-entwickeln.de

 

 

Bei der „Fishbowl“*) zur Frage „Was bleibt?“ habe ich eine schöne Metapher notiert:
„Es ist vergleichbar mit einem Stein, den man ins Wasser wirft – dann entstehen Wellen, die sich in alle Richtungen bewegen!“

 

Hier einige Aussagen:

  • Es ist etwas in Bewegung gekommen
  • Die Identifikation mit dem Unternehmen ist wieder ein Thema
  • Potenziale wurden entwickelt
  • Über die emotionale Seite der Zusammenarbeit kann gesprochen werden
  • Perspektivenwechsel ist nunmehr „normal“
  • Bei strukturellen Änderungen werden die Menschen „mitgenommen“ und nicht nur informiert
  • Die Gespräche gehen weiter
  • Geschichten, Texte, Filme, Artikel, Artefakte,…

Für diese Nachhaltigkeit sind aber die Führungskräfte und MitarbeiterInnen verantwortlich, die KünstlerInnen und der Intermediär können sie dabei unterstützen und durch Reflexionsangebote das Bewusstsein dafür stärken.

*) Wie im Goldfischglas diskutiert im Zentrum eine kleine Gruppe, während im Außenkreis die Teilnehmerinnen zuhören. Ein leerer Stuhl ermöglicht jederzeit mitzureden.

©popup_drej-design
©popup_drej-design

Eine Pop-up-Ausstellung als künstlerisches Spiegelbild der Veranstaltung

Was mich bei der Veranstaltung noch besonders beeindruckt hat, war die Begleitung durch das Künstlertrio drej.

Die Künstlerinnen beobachteten die Diskussionen und brachten in Bildern und Statements die zentralen Themen, Fragen und Ideen „auf den Punkt“. In einer begehbaren Installation konnte man Kernsätze Revue passieren lassen und durch eigene Beiträge ergänzen.

Das Pop-up-Konzept hat auch Ariane Berthoin-Antal angesprochen. Sie widmet einen ganzen Blogbeitrag der Dokumentation der Veranstaltung durch die KünstlerInnen. Viel genauer können Sie darüber also auf dieser Site lesen und Fotos sehen.

foto h.stattler
pop-up-Ausstellung_foto h.stattler

Und die Zukunft?

Nach diesen „Pionier-Projekten“ sind nun offene und lernbereite Unternehmen gefragt, die sich für eine künstlerische Intervention interessieren, damit durch zahlreiche Projekte diese neue Form der Intervention zu einer bekannten und geschätzten Alternative in der Palette der Beratungsangebote wird.

Nordkolleg_foto h.stattler
Nordkolleg_foto h.stattler

Gebraucht wird auch eine Institution, die diese Initiative unterstützt und die künstlerische Intervention bekannt macht. Eine Idee war zum Beispiel eine Roadshow mit den Pionierunternehmen. Das gilt für Österreich genauso wie für Deutschland. Das Nordkolleg war für „Unternehmen! KulturWirtschaft“ eine ideale Homebase. In einer Akademie für kulturelle Bildung, mit dem offenen und engagierten Leiter Guido Froese und ansprechenden Arbeitsräumen mitten im gepflegt-wilden Grün des Gartenareals, sind künstlerische Interventionen optimal aufgehoben. Es wäre schade, wenn das Know-how des Teams um Lena Mäusezahl verloren ginge.

Zurück nach Wien mit Zwischenstopp in Hamburg habe ich dann entspannt am Alster-Ufer in der Dokumentation geschmökert und den Stand up PaddlerInnen an der Alster zugeschaut. Der Fotoapparat war leider im Bahnhof-Schließfach.

Dokumentation_foto h.stattler
Dokumentation_foto h.stattler

Dafür kann ich ein Foto der Dokumentation und das Inhaltsverzeichnis zeigen! Auf 100 Seiten gibt es Berichte über alle acht künstlerischen Interventionen, die beteiligten Künstler, die wissenschaftlichen Erkenntnisse und die Rolle der Intermediäre.

Die Broschüre kann mit einer Email an kulturwirtschaft@nordkolleg.de bestellt werden, sie kostet € 15,- + Versandkosten.

Die erfolgreichen Praxisbeispiele aus Rendsburg geben nun ein Stück Sicherheit. Weitere aus anderen europäischen Ländern gibt es auch (dazu einiges unter „Praxisbeispiele“). Also holen Sie sich Anregungen und dann rufen Sie uns an!
Wir beraten Sie gern.

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Live-Berichte über Künstlerische Interventionen

Das »Unternehmen! KulturWirtschaft« lädt ins Nordkolleg Rendsburg ein.

Hereinspaziert

P r o g r a m m

  1. Juni 2015 15:30 – 19:00 Uhr:
    Feierlicher Abschluss: Projekte, Ergebnisse, Ausblick
    Präsentation der Projekte 2015:
  • »Wir mit Euch – für uns alle« Kreyenberg GmbH & Dany Heck und Christiane Limper
  • »alle Augen / viele Blicke« Kiel Region GmbH & Chili M. Seitz
  • »VHS schreibt sich in die Zukunft« Landesverband der Volkshochschulen Schleswig-Holsteins e.V. & Björn Högsdal
  • »Durch Rendsburg mit…« Nordkolleg Rendsburg & Peter Klingt
  1. Juni 2015 09:30 – 16:00 Uhr:
    Interaktive Konferenz »Künstlerische Interventionen in Organisationen«
    Neues, Bewährtes, Chancen und Grenzen eines innovativen Konzepts für Personalentwicklung und Veränderungsprozesse

Das Video von der „Halbzeitveranstaltung“ Ende 2014, bei der über die ersten 3 Projekte berichtet wurde, bietet Ihnen einen kurzen Eindruck: https://youtu.be/9CtLpex3N6k

Weitere Informationen, das Anmeldeformular, die Preise für die Teilnahme an der interaktiven Konferenz am 11. Juni 2015 und für die Übernachtung im Nordkolleg finden Sie auf der Homepage und im Facebook. Bei Fragen zur Veranstaltung wenden Sie sich an +49 4331 143845 oder kulturwirtschaft@nordkolleg.de

Anmeldeschluss: 27. Mai 2015

Das Team von »Unternehmen! KulturWirtschaft« Lena Mäusezahl, Nele Tiemeyer, Jula Hoffmann, Stefanie Kurzbein und Arina Balohin freut sich auch über InteressentInnen aus Österreich! Ich werde an dieser Veranstaltung teilnehmen und dann hier im BLOG berichten.

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Aquarelle als Inspiration

Die Autorin des Buches „Wirtschaftsästhetik. Wie Unternehmen die Kunst als Inspiration und Werkzeug nutzen“ und Professorin an der Business School Berlin Potsdam, Brigitte Biehl-Missal, lehrt nun auch an der Universität Hannover. Am Institut für Interdisziplinäre Arbeitswissenschaft studieren Berufstätige in einem Weiterbildungsstudiengang, der Arbeit und Menschen in den Mittelpunkt stellt. Im Lehrplan findet man aktuelle Titel wie Wertschätzende Dialoge, Humor als Burnout-Prävention, Organisationale Achtsamkeit bei Veränderungsprozessen – und so wundert es auch nicht,  dass künstlerische Themen und Methoden wie Ästhetik und Kunst als Quelle für Inspiration, Teamentwicklung mit musikalischen Interventionen, Innovationsdramaturgie und  die Macht der Metapher als Innovationsmethode vermittelt werden.

Brigitte Biehl-Missal hat uns von ihrem Seminar, das sie kürzlich gehalten hat, einen inspirierenden Bericht geschickt:

„Es ist ein seltenes Geschenk, dass wissenschaftliche Seminare illustriert werden. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass Tanja Föhr, Teilnehmerin an meinem Seminar „Ästhetik und Kunst als Quelle für Inspiration in Unternehmen“  ihr Feedback in Form von Aquarellen ausgedrückt hat. Eine passendere Antwort hätte man für diesen Seminartitel wohl nicht finden können.

8391278819_60fcf22322_bDie Innovationsmanagerin hat zunächst ein Zitat von Warren Buffet abgewandelt, der von sich behauptete: „I am not a business man, I am an artist“.  Föhrs farbiges Aquarell illustriert dabei sehr treffend, wie viel Management doch mit unscharfen Grenzen und sich verändernden Formen zu tun hat. Nur Wasserfarben können diesen Eindruck vermitteln, da sie anders als die scharfen Linien anderer Farben ineinander übergehen und schlecht „kontrollierbar“ sind. Ebenso wenig wie die Führung von Menschen und geschäftliche Entscheidungen im 21. Jahrhundert.

Ein weiteres Bild verdeutlicht die beiden Seiten von Kunst mit zwei Figuren, die einen dicken Bauch haben. Einerseits geht es um Machtdemonstration wie beim Ex-Deutsche-Bank-Chef Rolf Breuer, der sich mit einem Kunstwerk dekoriert, welches in seiner Abstraktheit auch ihn als abstrakt denkend und innovativ präsentieren soll (meine Prezi-Folie im Hintergrund).  Der andere Bauch visualisiert das „Bauchgefühl“, welches viele unternehmerische und individuelle Entscheidungen nicht zu Unrecht beeinflusst. In der Managementforschung ist der Begriff des impliziten Wissen besonders wichtig um zu erklären, wie Menschen sich in Organisationen verhalten. Man geht davon aus, dass dieses von der ästhetischen, also sinnlichen Wahrnehmung beeinflusst ist.

8391785612_4db3d4d359_k8390697637_08c4857ae6_kHier schließt der Stuhlkreis an, bei dem knubbelige Männchen ihre steife Position aufgegeben haben, vielleicht weil sie wie wir im Seminar das Gedicht „The Road Not Taken“ des amerikanischen Pulitzerpreis-Trägers und Lyrikers Robert Frost gelesen haben. Berater bei Boston Consulting haben dies auch durchgeprobt. Die Lehren daraus? Ein Gedicht ist offen, fast unendlich interpretierbar, wird mit näherem Hinsehen und Hinhören noch komplexer und enthüllt weitere Bedeutungen. Genau dies muss eine Führungskraft auch wissen, die sich vom einfachen Entweder-/Oder-Denken verabschieden muss. Beim Gedicht geht es darum, dass an einer metaphorischen Weg-Gabelung eine Entscheidung getroffen werden muss. Der Poet schreibt nicht nur, sondern macht uns fühlen, dass damit ein wenig Einsamkeit und Angst einhergeht, weil es keinen Weg zurück gibt – wie im Leben und auch im Manageralltag, wenn es um Entlassungen und Risiken gehen mag. Schließlich wirft Föhr noch einen Blick auf die Metapher, dass Organisationen wie Jazz sind. Führung wechselt sich ab, es wird improvisiert und es ist Schwung drinnen! Ein Ideal des zeitgemäßen Managements, was aber in der Realität nicht immer hält. Das wirft auch die Frage auf: Wie würde Ihr Unternehmen klingen?  Wer sich ein wenig mit dieser Frage beschäftigt, wird schnell auf Rhythmen, Melodien und auch Dissonanzen stoßen.“

Brigitte Biehl-Missal war im März v.J. Impulsreferentin bei unserem Diskussionsforum im Uhrenmuseum. Die Besprechung ihres Buches „Wirtschaftsästhetik“  lesen Sie im Bereich Literatur.

Und die Zeichnungen von Tanja Föhr finden Sie auch unter diesem Link

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Wie klingt die Arbeitswelt?

EDUCULT, das Forschungs- und Beratungsinstitut in den Bereichen kulturelle Bildung, Kunst- und Kulturvermittlung und interkultureller Dialog, hat im Auftrag der AK Wien ein spannendes, musikvermittelndes Projekt entwickelt. Jugendliche können in drei Workshops mit Methoden der ästhetischen Erforschung einen neuen Zugang zur Arbeitswelt finden. Ausgestattet mit Audio-Rekordern, Fotokameras und Interviewfragen erkunden sie die Arbeitsumgebung der MitarbeiterInnen in verschiedenen Betrieben. Wie klingt ein Callcenter? Wie ein Industriebetrieb? Was hört eine Busfahrerin? Gemeinsam mit dem Künstler Helge Hinteregger, einem Live-Elektroniker, werden die gesammelten Materialien zu einem gemeinsamen musikalischen Werk „work::sounds“ verarbeitet, das im Internet öffentlich zugänglich sein wird.

EDUCULT begleitet dieses Projekt konzeptiv, methodisch und organisatorisch. Start ist im Herbst 2012.
Informationen auf der Homepage von EDUCULT.

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BarCamp

Ein BarCamp ist ein Veranstaltungsformat, das die Grundsätze des bewährten „Open Space“ auf eine Tagung, eine Konferenz umlegt. Deshalb spricht man auch von einer Un-Konferenz. BarCamps sind aus dem Bedürfnis heraus entstanden, dass sich Menschen in einer offenen Umgebung austauschen und voneinander lernen können. Es entsteht eine intensive Veranstaltungsatmosphäre mit Workshops, Diskussionen, aktivem Wissens-Transfer, vor allem aber freier Interaktion der TeilnehmerInnen untereinander und viel Spaß.

Die Grundidee: Jeder, der etwas beizutragen hat und etwas lernen will, ist willkommen und herzlich eingeladen mitzumachen und mitzugestalten.

Die Prinzipien:

–          Alle sind aktive TeilnehmerInnen –  die Rollenteilung in aktive Referenten und passive Zuhörer gibt es nicht

–          Selbstorganisation und Selbstverantwortung statt zentraler Planung und Vorbereitung

–          Im Fokus stehen Wissensaustausch, Interaktion und Networking

–          Informationen und Erfahrungen aus der Veranstaltung werden über Social Media, wie Facebook, Blogs, Twitter, Wikis, Foto- und Videosharing usw. allen Interessierten zugänglich gemacht

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Im Gespräch mit KünstlerInnen: Hermann J Kassel

Helga Stattler:
Herr Kassel, unser erstes Zusammentreffen war beim Symposium „Kunst fördert Wirtschaft“ in Dortmund. Mich ist damals der Titel der Veranstaltung angesprungen und ich hab mich spontan angemeldet. Wie war das bei Ihnen?

Hermann J Kassel

Hermann J Kassel:
Der Titel war tatsächlich provokant. Ich bin aber davon überzeugt, dass die Kunst es tatsächlich vermag, der Wirtschaft wichtige neue Räume zu eröffnen, und zwar eben auch im unternehmerischen Interesse. So kann die Kunst auch die Wirtschaft befördern. Ich war auch interessiert dort Menschen zu treffen und zu sehen, wie sind die anderen unterwegs. Wie zum Beispiel der Hirnforscher Gerald Hüther, oder der Künstler Timm Ulrichs aus Münster, das war doch spannend und hochamüsant. Und Sie hab ich doch auch kennengelernt (lacht)!

Helga Stattler:
…. ja, genau, wir sind auch schnell miteinander ins Gespräch gekommen. Es gab aber Zeiten wo es unverträglich war als Künstler sich mit der Wirtschaft einzulassen. Wie war und ist das für Sie?

Hermann J Kassel:Ich habe da zunächst keinerlei Berührungsängste. Bislang ist es auch noch nicht vorgekommen, dass ich aus einem Unternehmen flüchten musste. Aber es  kann schon ein Dilemma geben – zum Beispiel bei der Frage, was ein Unternehmen produziert, kann ich das moralisch vertreten? Oder muss man sich als Künstler/In nicht gerade in die Höhle des Löwen begeben? Zunächst einmal sollten sich Künstler an viele Orte bewegen und Einfluss nehmen. Kunst sollte verändern WOLLEN!

Helga Stattler:
Gibt’s dafür ein Beispiel?

Hermann J Kassel:
Ja, da gab es zum Beispiel die Anfrage eines Spielcasinos bezüglich einer Skulptur. Hier musste ich schon eine Weile darüber nachdenken,  ob ich für ein solches Unternehmen arbeiten möchte.  Aber es hat mir eben auch die Möglichkeit für eine intensive Auseinandersetzung mit diesem Thema – „der Jagd nach dem Glück“ – gegeben. Und ist es nicht spannend Menschen gerade an Orten, wo sie kaum Kunst erwarten, mit Kunst zu konfrontieren? Vielleicht vermag diese unerwartete Konfrontation mit einer Skulptur für einen kleinen Moment innezuhalten, positiv zu irritieren. Diese Versuche möchte ich immer wieder unternehmen. Einen Maulkorb lasse ich mir nicht umhängen – dann nicht!

Helga Stattler:
Beschreiben Sie uns doch bitte ein erfreuliches Projekt aus der letzten Zeit.

Hermann J Kassel:
Das war ein Auftrag des BMBF, des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Anlass war ein großes Förderprogramm zum Thema „Lernen vor Ort“ und in dessen Rahmen die Jahrestagung mit 500 Teilnehmern im Dezember 2011 in Berlin. Dafür sollte ich eine künstlerische Intervention entwickeln. Es ging um strukturelle Veränderungen in Bildungsfragen. Die Exponenten in den Regionen sollten neue Strukturen aufbauen. Meine Idee war, sie mit den fundamentalen Fragen an sich selbst zu befassen: Bilde ich in meiner Einrichtung tatsächlich? Bin ich bereit zu lernen? Dafür habe ich eine Stempel-Edition  in einer limitierten Auflage von 525 Stück entwickelt mit den beiden Aussagen “ich lerne…..”©, “ich bilde…..”©, dazu 15 Büttenpapierbücher im Schuber. Diese zwei fundamentalen Aussagen eröffnen den ganzen Fragen-, Assoziations- und Affirmationskatalog. Lerne und bilde ich wirklich? Wen? Wie? Warum? Was? Gerne? Notgedrungen?….
Daraus ist eine Bibliothek entstanden, gestaltet von den TeilnehmerInnen. Sie haben eingetragen, was Lernen und Bilden für sie bedeutet. Das Buch soll demnächst digitalisiert und online gestellt werden, damit noch mehr Menschen daran teilhaben können.

Helga Stattler:
Mir ist aufgefallen, dass Sie bei Ihren Projekten immer mit den MitarbeiterInnen gemeinsam arbeiten. Kann das Ergebnis dann wirklich ein „Kunstwerk“ sein?

GETRAG Ford Transmissions

Hermann J Kassel:
Worauf es mir bei meinen Projekten „take part in art”© ankommt ist, mich mit den für das Unternehmen relevanten Fragestellungen zu beschäftigen. Daraus entwickle ich ein Konzept für den Workshop und die hierin entstehende Arbeit. Und dann arbeite ich mit den teilnehmenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern tatsächlich an den Fragen die sie betreffen, um die es sich wirklich dreht. Ich will eine neue Perspektive geben. Nachhaltigkeit ist mir wichtig. Und es geht mir darum tatsächlich ein Kunstwerk zu konzipieren und mit den Beteiligten zu realisieren. Das Kunstwerk verbleibt dann an exponierter Stelle im Unternehmen. Zum Beispiel die Skulptur für die Zentrale der GETRAG Ford Transmissions in Köln, die beim Strategietreffen der 45 Senior Manager/innen geschaffen wurde. Mein Workshop-Format zielt darauf ab, ein nachhaltiges, bleibendes Ergebnis zu schaffen, welches als geistiger und emotionaler Anker mit Strahlkraft nach innen und außen dauerhaft seinen Platz im Unternehmen hat. So kann es wirksam bleiben.

Helga Stattler: Wie gehen Sie bei einem Projekt vor?

Hermann J Kassel:
Der Kommunikationsprozess ist sehr intensiv. Von aktuellen Fragestellungen bis zu vertraulichen Firmenunterlagen. Das ist ein intensiver Austausch im Vorfeld. Dann stelle ich noch vor dem Workshop der Unternehmensleitung vor, was ich machen werde. Ich versuche einen weiteren Raum zu öffnen, ein anderes Denken, eine andere emotionale Herangehensweise in die Organisation zu bringen.

Helga Stattler:
Sie haben auch eine Dozentur am Rheinischen FührungsColleg und kooperieren mit Beratern. Wie klappt die Zusammenarbeit mit Experten aus diesen Bereichen?

Hermann J Kassel:
Das Wertvolle ist das Netzwerk und der gegenseitige Austausch. Wie arbeiten die klassischen BeraterInnen mit den Kunden, was macht ein Kreativ-Coach? Über dieses Netzwerk ist auch die Frage an mich herangetragen worden, was Kunst in Krankenhäusern bewirken kann. Prof. Wagner initiierte dazu am Klinikum Hildesheim die „KulturStation“, Ende Mai ging dort die Tagung „Kultur kann anders“ über die Bühne.

Helga Stattler:
Danke für diesen Hinweis, genau über solche Initiativen in Organisationen berichten wir in unserem Blog. Und vielen Dank für das Gespräch!

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Eine kreative Bibliothek als Kommunikationsmedium

Ein brennendes Thema kann auch in einem Workshop mit einem Künstler oder einer Künstlerin auf außergewöhnliche Weise bearbeitet werden. Der Bildende Künstler Hermann J  Kassel hat dafür das Workshop-Format „take part in art©“ entwickelt und mit den verschiedensten Organisationen gestaltet, vom internationalen Konzern über Stiftungen, sogar einer Kirche bis zu einer der führenden wirtschaftsberatenden Anwaltssozietäten Deutschlands, CMS Hasche Sigle.

Ziel des Workshops:

  • Mitarbeiterinnen erfahren eine neue Sicht auf ihren Alltag
  • entdecken neue Lösungen und Möglichkeiten zu Handeln
  • ein gemeinsam gestaltetes Kunstwerk inspiriert auf besondere Weise die Teambildung

Das gemeinsame Kunstwerk von CMS Hasche Sigle ist eine Installation im Foyer der Kanzlei, eine „Bibliothek“, nicht aus Büchern sondern aus Casani Holzkästen, die von den 120 AnwältInnen und MitarbeiterInnen der Sozietät gestaltet wurden. Ausgangspunkt: das Thema „Recht“ und seine Auslegung im Interesse der Klienten, was auch zu internen Konflikten führen kann.
Gestartet wird mit einem Fußweg über Feld und Flur, 2 km zu einem Fabriksgebäude, der Location des Workshops. Unterwegs gilt es eine zusätzliche Last mitzuschleppen, der Künstler hat einen Hügel Feldsteine aufgeschlichtet. Eine Metapher im Handgepäck? Allein das Tragen der Steine bewirkt, sich mit sich selbst und seinem Tun auseinander zu setzen. Die Steine sind dann das Arbeitsmaterial für erste kreative Fingerübungen.

So für künstlerisches Arbeiten ermutigt, werden die Holzkästen an der Vorderseite zum Thema „Recht“ bemalt und beschrieben. Jeder schreibt persönliche Texte und Gedanken auf Büttenpapier, das im Inneren montiert wird.

Die Bibliothek lädt nun täglich dazu ein, sich morgens einen von einem Kollegen, einer Kollegin gestalteten Bildkasten als Kunstwerk für einen Tag in das eigene Büro zu nehmen, die Notizen zu lesen, zu ergänzen und damit die Kommunikation über das Thema ständig im Fluss zu halten.

Weitere Fotos über diesen und andere Workshop finden Sie auf
http://www.hermann-j-kassel.de/works/53

Unternehmen: CMS Hasche Sigle, Köln
Künstler: Hermann J Kassel

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Nachhaltigkeit braucht Kunst

Workshop im Rahmen der GLOBArt Academy 2011, Kloster Und

Die Beraterinnen Hannah Rieger und Claudia Röschl luden ein zu diskutieren, ob Kunst einen weit größeren Stellenwert in der Nachhaltigkeitskultur der Unternehmen haben sollte. Sie plädierten für ein längerfristiges Engagement der Unternehmen für Kunstprojekte, das über vereinzelte Sponsoring- und Dekorations-Aktivitäten hinausgeht. Denn kulturell nachhaltige Projekte schaffen „Räume“ (im weitesten Sinn), die emotionale Erfahrungen ermöglichen und damit Potentialentfaltung und gelingende Entwicklung.

Von den Statements am Podium (Sozialwissenschaftler Paul Kolm, Unternehmer Martin Lenikus, Künstlerin Ulrike Truger, Diversity-Berater Norbert Pauser und Günter Schönberger vom Schutzverband Bildende Kunst) und der Diskussion mit dem Publikum habe ich für mich folgendes Meinungsspektrum mitgenommen:

  • Kunst und Wirtschaft sind zwei unterschiedliche Welten, die erst entdecken müssen wie sehr sie voneinander lernen könnten.
  • Die Logik des Unternehmens fordert Eindeutigkeit. Der Wert der Kunst liegt dagegen im Offenen, Interpretierbaren, dem Widersprüchlichen.
  • In Unternehmen gibt es Berührungsängste vor dem Unerwarteten, daher fehlt es an der nötigen Offenheit.
  • Es braucht mehr Mut dieser beiden Welten aufeinander zuzugehen, miteinander zu reden.
  • Vor allem braucht es die Initiative und das Engagement der Geschäftsführung.
  • Unternehmen müssten den KünstlerInnen die Freiheit lassen, statt konkreter Ziele an einer Lösung mit offenem Ausgang zu arbeiten. Dann könnte etwas Besonderes, etwas Neues entstehen.
  • Vermittler zwischen Kunst und Wirtschaft sind gefragt! Sie sollten  in beiden Bereichen und als Schnittstellenmanager kompetent sein.

Am Beispiel des Themas „Diversity“ wurde die Intervention von KünstlerInnen diskutiert. Sie könnten mit ihrer Arbeitsweise einladen, Diversität aus einer neuen Perspektive, mit einer anderen Wahrnehmung zu sehen und sich in differenzierter Weise damit auseinander zu setzen. Künstler haben einen anderen Blick auf das Thema und durch sie werden Situationen erzeugt, die es in der tagtäglichen Arbeit nicht gibt. Für die MitarbeiterInnen wird Diversity also in einer überraschenden Weise sicht- und spürbar gemacht. Ziel könnte zum Beispiel sein, neue „soziale Räume“ oder Situationen zu schaffen, die auf kreative Weise zu Austausch und Kommunikation anregen.

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