Ein Gewinn ist
also nicht Zuwachs an Organisationswissen, sondern das Bewusstsein für das
eigene Tun, die Öffnung neuer Perspektiven. Die erlebte Irritation durch die
Künstlerische Intervention kann bewirken freier, offener an die Arbeit heranzugehen,
Zwänge und selbst auferlegte Restriktionen abzulegen, entspannter, ideenreicher
zu sein – es sind qualitative Veränderungen, die für die Performance eines
Unternehmens genutzt werden können.
Ein Unternehmer
sagte zum Beispiel: „Ich weiß nicht was geschehen ist, die Leute gehen jetzt
einfach grader und schauen mir in die Augen, wenn sie mich am Gang treffen.“
Man sieht die Welt
mit anderen Augen. Das gilt sowohl für die einzelnen
Personen als auch Gruppen/Teams und die Organisationsebene. Dabei verstärkt
sich die Wirkung wechselseitig, der Funke springt über! Die Kraft
der Irritation durch künstlerische Intervention liegt darin, Möglichkeitsräume
zu eröffnen, in denen mit neuen Formen des Sehens, Denkens und Handelns
experimentiert werden kann.
Entwicklung und Erfolg hängen davon ab, ob die Schätze an Kreativität, Erfahrung, Energie und Lust am Neuen, die bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vorhanden sind, in den Organisationen gesehen, geschätzt und aktiviert werden. Das gilt besonders für implizites Wissen und Fähigkeiten, die aufs Engste mit der jeweiligen Person verknüpft.
Dazu müssen herkömmliche Routinen und Verhaltensweisen hinterfragt, neue Ideen ausprobiert und auch Fehler gemacht werden dürfen. Gibt es Zeit und Raum fürs Reflektieren, fürs Experimentieren? Gibt es die dafür erforderliche Kultur im Unternehmen? Wie steht es um die Selbstsicherheit der Mitarbeitenden? Sind sie sich ihrer Fähigkeiten bewusst und können sie sich durch ihre Arbeit weiter entwickeln?
Wie wichtig es ist das Potenzial, das in der Organisation schlummert, freizusetzen, dafür gibt es reichlich Literatur, Konzepte und Appelle. Aber WIE erreicht man dieses Ziel in der Praxis?
Auf den ersten Blick sind natürlich die UnternehmerInnen und Führungskräfte gefordert. Kerngeschäft des Managements ist, zukunftsorientiert die Voraussetzungen für ständige Veränderung zu schaffen. Aber viele sind selbst gefangen in den gewohnten Denkmustern. Der Druck, der heute überall herrscht, hindert ebenfalls daran mutig zu sein und Neues anzupacken. Manchmal braucht es einfach einen Impuls von außen, um Veränderungsprozesse anzustoßen.
Experten für den Blick von außen sind Consultants. Der Auftrag an sie ist aber meist mit konkreten Zielen verbunden. Fachberatung fokussiert auf Inhalte, Stärken und auf „mehr desselben“. Systemische Beratung hat zwar einen ganzheitlichen und prozessorientierten Blick auf Zusammenhänge, orientiert sich aber auch eher an vorhandenen Ressourcen. So kann das „radikal Neue“ nicht entstehen. Es erfordert einen völlig anderen Blick auf Menschen, Themen und Zukunft. Es geht darum, das eigene Unternehmen und die eigene Tätigkeit mit anderen Augen zu sehen.
Deshalb entdecken immer mehr UnternehmerInnen und ManagerInnen die Chance, die ihnen die Irritation durch den unverfälschten, offenen und kritischen Blick von Künstlerinnen und Künstlern eröffnet. Der renommierte Organisationsberater Edgar Schein von der Sloan School am MIT argumentiert: „Art and artists stimulate us to see more, hear more, and experience more of what is going on within us and around us.“ [1]
In der Zeitschrift „supervision 01_2015“ erschien mein Artikel „Kunst irritiert – und wirkt“. Ich beschreibe in diesem Beitrag, wie Irritationen, die Künstlerinnen und Künstler bei Mitarbeitenden in Organisationen auslösen, zu neuen Perspektiven,Verhaltensänderungen und wirtschaftlichen und sozialen Innovationen führen können. Anhand internationaler Praxisbeispiele (Deloitte, Gaulhofer Industrieholding GmbH, i3tex – technischen Beratung Schweden, Rechtsanwaltssozietät Köln, dm Drogeriemarkt) wird diese Form Impulse zu setzen, die Künstlerische Intervention, anschaulich gemacht.
Irritation kann unterschiedlich empfunden werden: Sie stört, sie verwirrt, sie lässt kurz innehalten – und löst Widerstand aus, denn Systeme wehren sich zunächst gegen Angriffe von außen. Dann aber wird die Irritation fast immer als Anregung erlebt und das ist die Chance: Ich werde neugierig, ich beginne zu denken, ich denke bisher Nicht-Gedachtes, erlebe etwas ganz neu, nehme etwas Unbekanntes wahr. Meine Beurteilung der Situation ändert sich, ich entdecke neue Handlungsmöglichkeiten. Dann kann diese Irritation befreiend sein, sie wird zur Inspiration, eröffnet mir neue Sichtweisen und Möglichkeiten, sie überrascht mich – aha! So geht es auch, sogar besser!
Da der Artikel auf der Homepage von supervision nicht downloadbar ist, maile ich ihn gern, wenn Sie mir Ihre Email-Adresse bekannt geben.
[1] Schein, E., (2001). The role of art and the artist. Reflections 2(4):81-83
Über die anregenden Interviews von Antje Hinz auf der Seite www.impulse.de habe ich ja schon berichtet. Inzwischen gibt es ein spannendes neues Projekt der Medienproduzentin, Kulturjournalistin und Verlegerin: das Medienportal für Kultur und Kreativwirtschaft MassivKreativ.
In Online-Dossiers und Interviews stellt Antje Hinz inspirierende Projekte, Orte und Akteure der Kunst- und Kreativwirtschaft vor. Im Fokus stehen kreative Projekte und leidenschaftliche Menschen – Geschichten, die zur Nachahmung animieren. Ich habe Antje Hinz bei der Veranstaltung „Unternehmen! KulturWirtschaft“ im Nordkolleg Rendsburg persönlich kennen gelernt. Ihre Leidenschaft für das Thema spürte ich im Gespräch sofort und wir teilen die gleiche Mission.
Antje Hinz: „Kunst und Kultur gelten in der Öffentlichkeit noch zu oft als schmückendes Beiwerk. Dabei bieten sie doppelten Mehrwert als Wirtschaftsgut UND Sinnträger. Kreativschaffende gestalten die Gesellschaft mit, sind Trendsetter und Innovationstreiber. Künstler und Kreative sind Querdenker und wagen Perspektivwechsel. Wichtiges Potenzial, das auch die Wirtschaft nutzen sollte, die Voraussetzung, damit Gewohntes hinterfragt werden, Neues und Nachhaltiges entstehen kann.“
Auf dem neuen Portal MassivKreativ gibt es derzeit folgende Themenbereiche, jeweils mit spannenden Praxisbeispielen:
Künstlerische Interventionen
Praxisbeispiele aus Unternehmen und Organisationen, in denen Künstler Prozesse erforschten, Routinen hinterfragten, Perspektiven wechselten, mit künstlerischen Aktionen „intervenierten“ und zu Veränderungen und Innovationen anregten.
KreativQuasare
Leuchtturm-Projekte strahlen wie Quasare. Innovative Aktionen von kreativen Köpfen, die beispielhaft, inspirierend und wegweisend sind, sollen begeistern, Mut machen, Sinn stiften und zu eigenen kreativen Projekten anregen.
KreativQuartiere
Häuser und Orte, die Kreativität und Inspiration beheimaten, wie zum Beispiel das Unperfekthaus in Essen, die Rolle von Künstlern und Kreativen in der Entwicklung von Städten und Regionen.
KreativQuoten
Zahlen und Fakten über die Kultur- und Kreativwirtschaft (KKW), die in Europa als Zukunftsbranche, Wachstumsmarkt und Innovationsmotor für die Gesellschaft gilt.
KreativQuickie
Antje Hinze motiviert ihre Gesprächspartner sich 2-3 Minuten kreativ auszudrücken, mit Kneten, Zeichnen oder Schreiben. Die Film-Quickies werden demnächst online sein.
KreativTipps
Handlungstipps, Medien- und Buchempfehlungen
Antje Hinz, Medienproduzentin und Verlegerin des Silberfuchs-Verlages schreibt in einer neuen Blog-Reihe von „impulse“ über das befruchtende Zusammenspiel von Kultur, Kreativität und Wirtschaft.
In diesem Blog lesen Sie, wie das Drogerieunternehmen dm auf kreative Weise seine MitarbeiterInnen fördert, welche soft skills Manager von Dirigenten lernen können und wie man einander durch „Mitarbeiter-Slams“ besser kennen lernen kann. Sehr ausführlich und mit eindrucksvollen Fotos können Sie sich über die Projekte 2014 des Nordkollegs Rendsburg informieren, die wir in unserem Blogbeitrag „Bilanz zur Halbzeit: Erfahrungen aus drei Pilotprojekten“ bereits kurz beleuchtet haben.
Künstlerische Interventionen bringen frischen Wind in die Firma. Antje Hinz listet zehn Stärken von Künstlern auf, von denen Unternehmen profitieren können. Und sie beschreibt zehn Szenarien, in denen KünstlerInnen und Kreative ihrer Meinung nach den Unternehmen einen entscheidenden Anschub geben können:
Wachstum und Umstrukturierung
Ein Unternehmen wächst rasant oder wird umstrukturiert. Wie können sich Unternehmer und Mitarbeiter auf die neuen Strukturen einstellen und Abläufe neu gestalten? Wie ändert sich die Kommunikation nach innen und außen?
Serviceorientierung
Im Unternehmen steht Service an erster Stelle. Wie gelingt es den Mitarbeitern, sich dem Kunden mit mehr Achtsamkeit und Engagement zuzuwenden?
Mitarbeiterpflege
Es kommt vermehrt zu Kündigungen. Wie kann erreicht werden, dass sich die Mitarbeiter dem Unternehmen stärker verbunden fühlen?
Nachwuchs- und Fachkräftemangel
Ein Unternehmen hat Schwierigkeiten Fachkräfte zu finden. Mit welchen neuen Mitteln können geeignete Mitarbeiter erreicht werden?
Komplexes Wissen
Ein Unternehmen steht vor großen Herausforderungen, weil das notwendige Fachwissen immer komplexer wird. Wie kann Wissen sinnvoll recherchiert, gesammelt, strukturiert und für alle Mitarbeiter aufbereitet werden?
Eigenverantwortung
Ein Unternehmer sieht sich ständig wachsenden Aufgaben gegenüber. Welche Aufgaben kann er Mitarbeitern übertragen? Entstehen positive Nebeneffekte, wenn sie mehr Verantwortung erhalten? Wie lässt sich die Persönlichkeit stärken?
Fehlerkultur
Ein Unternehmen will nach innen und außen besser auf Fehler reagieren beziehungsweise sie bereits im Vorfeld vermeiden. Wie konstruktiv mit Fehlern umgehen? Wie lässt sich der Kundenservice verbessern, zum Beispiel bei Rückrufaktionen?
Monotonie
In einem Unternehmen müssen häufig eintönige Arbeiten erledigt werden. Wie lassen sich Mitarbeiter motivieren, die Arbeit dennoch sorgfältig auszuführen.
Produkte und Dienstleitungen
Kunden nehmen Produkte und Dienstleistungen nicht mehr so positiv an wie früher. Wie können bestehende Angebote neu präsentiert werden? Wie werden neue, innovative Angebote entwickelt?
Wertschätzung
Ein Unternehmen beschäftigt Mitarbeiter aus unterschiedlichen Kulturen und quer durch alle Generationen. Wie gelingt es, dass sich Mitarbeiter besser kennenlernen, sich Wertschätzung entgegenbringen, sich verbunden fühlen und im Unternehmen an einem Strang ziehen?
Zum ersten Mal gab es heuer auf der wichtigsten internationalen Fachkonferenz zu diesem Thema, der Art of Management Conference in Kopenhagen, Dänemark, einen ganzen Stream zum Thema „Dance, Choreography and Organisation“. Brigitte Biehl-Missal (University of Essex; BSP Business School Berlin Potsdam) und Claus Springborg (Cranfield University und freiberuflicher Berater) haben zu dieser Serie eingeladen und konnten rund 12 Vortragende begrüßen und bis zu 40 Teilnehmer in den einzelnen Workshops.
Brigitte Biehl-Missal hat im Blogbeitrag „Führen und Folgen: Was Manager vom Tanz lernen können I“ bereits einen ersten Einblick in das Programm der Konferenz und dieses Streams geboten. Nun erfahren wir mehr über die einzelnen Veranstaltungen.
„Offensichtlich sind „Führen“ und „Folgen“ nicht nur abstrakte Konzepte des Managementalltags, sondern haben ursprünglich etwas mit Bewegung zu tun und sind auch in Tanzformen zu finden. Diese Frage nach einem quasi verkörperten Verständnis von Führung, die die Organisation von Menschen im Zeit und Raum betrifft (so lässt sich übrigens auch der Begriff Choreographie definieren) ist relativ neu in der Managementforschung.
Nach unserer Einführung, die im ersten Blogbeitrag nachzulesen ist, sprach Fahri Akdemir (Viadrina Universität Frankfurt Oder) darüber, welche Führungsstrategien Choreographen anwenden, um Tänzer vor einem Auftritt in ein funktionierendes Team zu verwandeln. Es gibt Strategien, die zwar gut für die Performance sind, aber die Motivation senken können, etwa wenn Tänzer nur als „pack“ in der Gruppe performen dürfen und nicht als Individuum ihr Bestes geben können – genau wie in einer Organisation.
Sophie Bennett (Aberystwyth University) übertrug in ihrem Beitrag den Zirkus als Modell auf die zeitgenössische Organisation. Es geht um Kreativität, Zusammenspiel und den so genannten Flow (Theorie von Csikszentmihalyi), der Höchstleistung ermöglicht und viel mit dem Körper und Bewegung zu tun hat.
Lasse Lychnell (Stockholm School of Economics) leitete mit einer Übung zu Contact Improvisation ein: Die Teilnehmer mussten in der Bewegung immer mindestens einen Kontaktpunkt behalten, sei es ein Finger, Ellenbogen oder ein anderer. Hier zeigte sich, dass schon diese Organisation von Moment zu Moment stattfindet, und nicht nur kopfbasiert ist, sondern auf Impulsen und Reaktionen beruht. So geschieht effiziente Führung auch oft in anderen Kontexten.
Nina Bozic (Coach for Entrepreneurship and Innovation, Stockholm) untersuchte Tanz als Forschungsmethode und wie sie Innovation in Organisationen unterstützen kann. Wendelin Küpers’ (Karlshochschule Karlsruhe) betonte ebenfalls die relationalen, also zwischenmenschlichen Aspekte von Führung, die jeden Moment in der Interaktion neu verhandelt werden.
Anna-Mi Frederiksson (Tänzerin und Choreographin, Stockholm) erklärte ihre Tanz-Performance „The Economic Body“ , die am Vorabend im Auditorium der Business School aufgeführt wurde. Sie stellte die Frage nach den sozialen Strukturen, die Menschen und ihre Interaktion quasi „choreographieren“ und überlegte, wie Menschen auf Organisationsdruck und verschiedenste Zusammenhänge reagieren und wie sich das in der Bewegung zeigt – und andersherum.
Bei Sue Shaw und Andrew Rowe (Manchester Metropolitan University) ging es um den Rhythmus der Erfahrung von Frauen, die von Firmen ins Ausland entsendet werden. Hier zeigt sich, dass der Arbeitsalltag körperlich empfunden wird, er ist rhythmisch oder dissonant, verzerrt oder zu schnell. Leistung und Arbeit sind also stark beeinflusst von Biorhythmus und dem persönlichen Empfinden im sozialen Kontext.
Fides Matzdorf und Ramen Sen (Sheffield Hallam University) leiteten uns zu einigen Figuren und Techniken des klassischen Turniertanzes an. Es wurde klar, dass Tanz eine Art Konversation in Raum und Zeit ist, mit eigener Grammatik, wie eine Sprache und ein sehr diszipliniertes Ausdrucksmedium. Der „Leader“ managed beim Paartanz die Routine, wie die Bewegung durch den Raum (Ausweichen, Überblick) und der „Follower“ ist verantwortlich für „the look“, dafür, dass es gut aussieht. Beiden ist daran gelegen, den anderen und das Team gut darzustellen. Es geht dabei nicht nur um Schrittfolgen, sondern um nonverbale Abstimmung, um die sofortige Reaktion auf Bewegungen und Richtungsänderungen. Auf dem Foto sehen wir Fides und Ramen bei der Bewegung sowie mich und Claus (links) nicht nur als Wissenschaftler und Stream-Koordinatoren, sondern ungewöhnlich zusammen als Tanz-Paar beim Versuch, die Theorie praktisch nachzuspielen.
Claus Springborg und Ian Sutherland teilten ihre Erfahrungen beim Einsatz von Tanzworkshops im Hochschulkontext. Kaum zu glauben: Teilnehmer eines MBA-Kurses waren nicht mal in der Lage, einem Chor aus Testpersonen ein überzeugendes Signal aus Gesten und Körperhaltung zum Einsatz zu liefern. Wie kann man nur mit so wenig körperlicher Ausdrucksstärke Mitarbeiter in Unternehmen zu etwas „bewegen“ wollen? Diese Episode unterstrich, wie notwendig solche kunstbasierten Interventionen wären.
In meinem abschließenden Vortrag „Gender, Movement and Organisational Leadership“ habe ich über den Zusammenhang von Bewegung und Gender gesprochen, der auch für die Wahrnehmung von Führungspersonen entscheidend ist. Nicht umsonst heißt ein soziologischer Klassiker in diesem Bereich „Throwing like a girl“ (Iris Marion Young, 1990). Wer keine Energie und Kraft in der Bewegung vermittelt, wird schnell mit Diminutiven bedacht und auch so wahrgenommen. Ich habe ein Beispiel aus dem klassischen Ballett diskutiert, wo Weiblichkeit über Kostüme und den vom Mann getragenen Pas-de-deux entsteht, sowie über modernen Tanz (Trisha Brown) gesprochen, der andere, selbstbestimmte Bewegungen zeigt. So müssen auch Frauen und Männer darüber nachdenken, dass der eigene körperliche Ausdruck stark dazu beiträgt, wie frau und man wahrgenommen werden.
Fazit: Mit dem ersten Zusammenkommen einer Gruppe von Wissenschaftlern zum Thema Tanz, Bewegung und Management auf dieser Fachkonferenz konnten wir ein neues Forschungsfeld definieren. Wir haben verschiedene Aspekte thematisiert, von dem eher theoretischen Ansatz von Tanz als Metapher über Tanz als Forschungsmethode zur Datensammlung bis hin zu Tanz als ästhetische Praxis, die unser Verständnis von Führung um viele körperbasierte und zwischenmenschliche Dimensionen erweitert. Die Praxis entwickelt sich parallel mit den Beraterinnen und Beratern, die Tanz und Bewegung zur Personal- und Organisationsentwicklung nutzen.“
Die “8th Art of Management and Organization Conference” wird 2016 an der IEDC Business School Bled, Slovenia stattfinden.
Auch Antje Hinz meint auf ihrem Medienportal MassivKreativ! dass Unternehmer von Tänzern lernen können und verweist auf die beiden Berichte I und II in unserem Blog. Interessant finde ich die Verbindung zwischen den Fragen zum Tanz und den Fragen an den Unternehmer in seiner Rolle als Chef. Hier einige Beispiele:
Fragen an die Tänzer:
Welche Vorgaben werden auf dem Parkett gemacht? Wie führt ein Tänzer und in welcher Weise kann der andere Partner folgen? Wieviel Freiraum lässt man sich gegenseitig? Auf welche Art des Tanzens bzw. auf welchen Stil hat man sich zuvor geeinigt? Will man sich lieber klassisch routiniert in traditionellen Bewegungs- und Rollenmustern präsentieren oder neue experimentelle, ungewöhnliche Wege wagen? Welche Ausstrahlung hat das Paar auf dem Parkett?
Fragen an den Unternehmer:
Haben Sie Ihre Rolle als Chef fest definiert? Welches Selbstbild und welchen Führungsstil tragen Sie nach außen? Sehen Sie sich als Solo-Performer oder als Paartänzer bzw. Team-Player? Welchen Part gestehen Sie anderen zu? Lassen Sie auch „Kapriolen“ oder „Pirouetten“ zu? Welche Rolle spielt das Publikum? Hat es Einfluss darauf, wie sicher Sie sich bewegen? Wie wirken sich Umgebung, Raum und Zeit auf Ihre Präsentation aus?
In einer Künstlerischen Intervention können Unternehmen zum Beispiel mit einer Tänzerin, einem Tänzer arbeiten. Antje Hinz motiviert dazu: „Finden Sie in einem Bewegungsworkshop heraus, in welcher Rolle Sie oder Ihre Mitarbeiter sich wohl fühlen! In welchen Situationen wirken Sie entspannt und authentisch? Erleben Sie hautnah, warum Sie mit der einen oder anderen Entscheidung Bauchschmerzen hatten. Finden Sie heraus, wieviel Wissen, Technik und Handwerk für Sie wichtig ist und wieviel Intuition. Wieviel Spontaneität und Improvisation ertragen Sie und Ihre Mitarbeiter? Was könnte Sie zusätzlich inspirieren und motivieren?“
Am 27. August wird es in Alpbach im Rahmen des Kulturprogramms des Europäischen Forums Alpbach 2013 einen außergewöhnlichen Abend geben. Miha Pogačnik, Violinvirtuose und Visionär, wird mit Willibald Cernko, dem Vorstandsvorsitzenden der Bank Austria über die Verbindung zwischen Kunst und wirtschaftlichen sowie gesellschaftlichen Themen unserer Zeit diskutieren und nach neuen Perspektiven suchen.
Ich habe Miha schon einige Male bei seinen dynamischen, hoch emotionalen Vorträgen erlebt, unter anderem in Schloß Borl, Slovenien – ein kurzer Ausschnitt dieses Ereignisses ist hier nachzuhören:
Die Vortragsperformance „Was die Musik die Wirtschaft lehren kann“ verspricht also für das Publikum musikalischen Genuss, aber auch überraschende Gemeinsamkeiten von Musik und Prozessen im Management: die Dynamik des Umfelds, das brennen für etwas Neues, das fließen lassen, die Umwege zur Lösung. Im Guardian, London, war einmal zu lesen “Miha Pogačnik is an artist who is making hard-nosed executives turn to the world of creative talent in a pragmatic effort to improve efficiency.”
In der Diskussion wird Miha den Managern also vermitteln, dass eine neue Form von Beziehung zwischen Kunst und Wirtschaft kühne Visionen möglich macht. Künstler zeichnen sich durch Leidenschaft, Mut, Ideenreichtum und Vorstellungskraft aus. Genau das sind zentrale Fähigkeiten um Wachstum und Nachhaltigkeit in der Wirtschaft zu sichern.
Twyla Tharp „The Creative Habit“
Simon & Schuster Paperbacks, New York
ISBN-13: 978-0-7432-3527-3
„I walk into a white room.“
Es ist ein Tanzstudio in Manhatten.
Leer.
Die Choreografin Twyla Tharp hat noch keine Idee wie die Performance von sechs Tänzerinnen und Tänzern aussehen wird, die sie in fünf Wochen auf einer Bühne in Los Angeles vor 1200 Gästen zeigen will. Der leere Raum, das leere Blatt, eine jungfräuliche Leinwand: der Moment bevor jede wirklich neue, kreative Tätigkeit beginnt. Sie haben sicher auch schon erlebt wie schwer das erste Wort, der erste Strich, der erste Gedanke sein kann. Die Autorin Twyla Tharp schildert in ihrem Buch „The Creative Habit – learn it and use it for life“ wie beängstigend bis blockierend diese Leere sein kann und sie gibt aus ihrer persönlichen Erfahrung eine Reihe von konkreten Anregungen, diesen Moment zu überwinden.
Im Artikel „The Beauty and the Beast – das Wunder und die Disziplin. Wie innoviert die Kunst?“ im Magazin von Heitger Consulting, issue_5 Innovation, finden Sie das „System“ von Twyla Tharps, Kreativarbeit als Arbeitsprozess zu organisieren, in einer kurzen, übersichtlichen Zusammenfassung von „Practice and prepare“ über „Confront fears“ bis „Stick to your spine“. Was mir gefällt ist, dass Twyla Tharp in ihrem Buch 100 Seiten weiter empfiehlt, hin und wieder genau diese Rituale zu verändern, alles auf den Kopf zu stellen, mit allem Gewohnten zu brechen.
Das Buch bietet darüber hinaus eine ungeheure Fülle von „einfachen“ Fragen (Sie ahnen schon wie schwer die Antwortendarauf sind), dazu hilfreiche Übungen, zum Beispiel eine „Autobiographie der Kreativität“ mit 33 Fragen. Die Antworten von Tharp sind interessant zu lesen. Noch spannender ist es, sie für sich selbst zu beantworten. Wollen Sie es versuchen?
Tharp unterlegt ihre Thesen jeweils mit Beispielen bekannter Künstler. So spielte Igor Stravinsky jeden Morgen eine Bach-Fuge, sein Ritual bevor er selbst zu komponieren begann. Eine Geschichte hat mich besonders angesprochen. Thorp schildert, wie intensiv sich der Fotograf Richard Avedon auf Portraitfoto-Sessions vorbereitet. Alles wird im Voraus geplant – bis zu dem Augenblick, wenn die Person sein Studio betritt. Jetzt übernehmen Instinkt und Kreativität.
Charly Chaplin / Ken Lopez_ lopezbooks.com
So entstand das berühmte Foto von Charly Chaplin, obwohl er an diesem Tag – unmittelbar vor seiner Abreise in die USA – verärgert war und zunächst auch so dreinschaute.
Wenn man gut vorbereitet ist, kann man eine überraschende Veränderung als Chance sehen und „ergreifen“ – weil man die Hände frei hat.
Hat das alles noch nicht Ihr Interesse geweckt? Dann hören Sie Barbara Heitger zu – mich hat sie jedenfalls motiviert nach diesem Buch zu greifen.
Die Western Swedish Chamber of Commerce, die Wirtschaftskammer in Göteborg, war Anfang Oktober Schauplatz einer spektakulären und sehr erfolgreichen Aktion, dem Ideenlabor „Skylab“. Eine konkrete Aufgabe sollte in 24 Stunden gelöst werden: Wie kann man die Kooperation von Unternehmen unterstützen, die in einer Region weit verstreut angesiedelt sind undin der es an effizienten Verkehrswegen mangelt. 1500 TeilnehmerInnen der von der Wirtschaftskammer organisierten Innovationstagung konnten live miterleben, wie ein Team bestehend aus MitarbeiterInnen der IT-Beratung HiQ und KünstlerInnen, nominiert von Tillt, dem schwedischen Intermediär zwischen Kunst und Wirtschaft, gemeinsam an der Lösung dieses Problems arbeiteten. Und das publikumsfreundlich in einem Glascontainer, wobei das Geschehen auf einer großen Leinwand beobachtet werden konnte.
Skylab_Foto Handelskammer
Das Ergebnis war nicht nur kreativ, sondern auch sofort umsetzbar: Eine digitale Plattform, die nicht nur die Informationen liefert sondern auch die Kommunikation unterschützt, Support bietet und die ganze Region zu einem Marktplatz mit geschäftigem Treiben macht. Die Präsentation des Ergebnisses war der Höhepunkt der Veranstaltung. Die Teammitglieder hatten die Keywords auf Stoff gemalt und traten als lebende Powerpoint-Show auf.
„Gute Ideen entstehen durch die richtige Kombination von Menschen in einer inspirierenden Umgebung und ohne Vorgaben. Die KünstlerInnen und die ExpertInnen von HIQ bringen ganz unterschiedliche Fähigkeiten mit, aber sie verstehen einander und haben Freude und Spaß an der Zusammenarbeit“, fasste Jerker Lindstein, der Managing Director von HIQ zusammen. „Skylab“ soll nun als Ideenlabor für Probleme etabliert werden, die von Technologie und Kunst nur gemeinsam gelöst werden können.
HIQ ist ein Unternehmen für IT- und Management-Beratung, spezialisiert auf Hi-tech-Lösungen für Kommunikation und Softwareentwicklung
www.hiq.se
MBA-Absolventen sind im analytischen Denken bestens geschult. Manager müssen heute aber in Zusammenhängen denken, unter Unsicherheit entscheiden, kreative Lösungen finden, rasch komplexe Strukturen durchschauen, reflexionsfähig sein, glaubwürdig kommunizieren – das sind die Schlüsselqualifikationen. Einige Universitäten haben bereits reagiert. ZEIT-Online berichtet heute über den Trend, konventionelle MBA-Studienpläne mit kunstbasierten Methoden und künstlerischem Know-how zu ergänzen.
David Bach / IE Business School
Theaterregisseure und SchauspielerInnen unterstützen die StudentInnen beim Szenenspiel, Maler, Musiker, Architekten helfen verborgene Fähigkeiten zu entdecken und völlig Neues zu schaffen, von improvisierten Melodien und Rhythmen bis zu Skulpturen aus Schrott. David Bach, Associate Dean des MBA-Programms an der IE Business School in Madrid holt Schauspieler und Regisseure von Shakespeare’s Globe, um kritisches Denken und Kreativität, Sensibilität und Improvisationsfähigkeit der Studenten zu fördern.
Während die Auseinandersetzung mit Kunst in manchen Lehrplänen „Exotenstatus“ hat, sind sie zum Beispiel in der IEDC, dem International Executive Development Center der Bled School of Management in Slowenien ein durchgängiges Element des MBA-Programms. Dafür wurde 2011 ein eigenes Zentrum für Kunst und Leadership gegründet, das der Pianist Prof. Ian Sutherland leitet. Die ZEIT zitiert Dekanin Danica Purg: „Kunst bringt Manager zum Nachdenken und inspiriert sie, die Dinge einmal anders zu sehen.“
Den aktuellen Beitrag auf der Site „Die Umsetzungsberatung“ http://www.umsetzungsberatung.de/unternehmenskultur/kreativitaet.php widmet Winfried Berner der These, unbegrenzte Freiräume seien ein sicheres Rezept, damit Kreativität und Innovation nicht funktionieren. Oder würde ein Blankoscheck Ihrer Kreativität Flügel verleihen? Berner meint, dass der Mensch durch drei Voraussetzungen hoch motiviert wird: ein ausreichend wichtiges Problem, Restriktionen, die die Handlungsmöglichkeiten einschränken und ein Mindestmaß an Gestaltungsspielraum.
Gerade als ich darüber nachdachte, ob Berner, den ich sehr schätze, da wirklich recht hat, wurden meine Gedanken von Ö1 unterbrochen. Die Moderatoren unterhielten sich gerade über ein Konzert von John Cage um 1940. Er plante auf der Bühne neben dem Klavier eine Reihe von Schlaginstrumenten aufzustellen, um den Sound afrikanischer Musik zu produzieren. Im Theater war aber nur Platz für das Klavier. Er hatte also ein Problem, die kleine Bühne und den Zeitdruck als Einschränkung. Was tat er? Er belegte die Klaviersaiten mit verschiedenen Materialien, wie Papier, Nägel, Radiergummis um schlagzeugartige Klänge und Geräusche zu erzeugen. Damit war das „Präparierte Klavier“ erfunden.
Das bestätigt also Berner. Andererseits höre ich Führungskräfte eher klagen, dass in ihrem Unternehmen für Innovationsprozesse viel zu enge, standardisierte Abläufe und Regeln gelten. Es fallen mir etliche Beispiele ein, wo unter dem Druck der engen Rahmenbedingungen keine oder nur recht bescheidene Lösungen entstanden. Oder die Innovation war nur die x-te Variante des bereits Bekannten. Beim Symposium „Kunst fördert Wirtschaft“ sagte der Hirnforscher Gerald Hüther „Je mehr man sich anstrengt, desto weniger Hirn ist an!”.
Wie kommt also das „Wirklich radikal Neue“ in die Welt?
Wie kann es gelingen „to think beyond what made our company successful thus far“?
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