Kann man das Ergebnis künstlerischer Interventionen messen?

Das kommt mir bekannt vor. Das gleiche Legitimationsproblem haben Trainings und Beratungen. Wie messen Sie den Erfolg eines dreitägigen Führungskräftetrainings? Das Bedürfnis den Nutzen von Investitionen in Personal- und Organisationsentwicklung quantitativ zu messen, gibt es seit langem. Auch bei den Berichten über Projekte mit KünstlerInnen finden sich Angaben wie zb 20% Steigerung des Umsatzes, oder 30 % Reduktion der Fluktuation. Nachdem die meisten Change-Projekte über einen längeren Zeitraum laufen und gleichzeitig andere Maßnahmen im Unternehmen den Erfolg beeinflussen, stehe ich solchen Angaben eher skeptisch gegenüber. Viel mehr überzeugen mich die positiven Schilderungen von Menschen, die künstlerische Interventionen selbst erlebt haben. Daraus geht hervor, dass sie

–         Selbstvertrauen und Freude an der Arbeit gewonnen haben
–         mit anderen offener und positiver gestimmt zusammenarbeiten
–         durch Experimente neues Wissen in einer neuen Art entwickeln konnten
–         verborgene Fähigkeiten in sich entdeckten
–         Mut gefunden haben Neues auszuprobieren woran sie bisher überhaupt nicht dachten
–         von anderen nun als eine vielseitige Persönlichkeit gesehen werden

Die Wirkung spiegelt sich also in einer persönlichen Entwicklung und der Mitarbeiterzufriedenheit. In den Erzählungen wird immer wieder von einem Energieschub berichtet, der sich positiv auf Teamarbeit, auf die gesamte Unternehmenskultur und damit auch auf die Ziele der Organisation auswirkte. Die direkte und erfrischende Herangehensweise der KünstlerInnen an die Situationen, ihre Offenheit und so ganz  andere Art der Kommunikation sprachen alle Sinne an und halfen, die Trägheit eingespielter Routinen zu überwinden.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. von meiner Perspektive als Wissenschaftlerin: Tatsächlich: Der Einsatz von künstlerischen Methoden zur Organisationsentwicklung ist eine direkte Konsequenz aus umfassenden aktuellen Veränderungen der Wirtschaftswelt, die Kreativität, Improvisation, Kommunikation von den einzelnen verlangen. In Bezug auf diese innovativen Arten der Organiationsentwicklung mit künstlerischen Methoden sind die Forschungslücken grundlegend. Sie bestehen darin, dass die Wirkungen von kunstbasierten Interventionen noch nicht systematisch empirisch untersucht sind. Die Wirkungsweisen sind bisher kaum erklärbar, auch weil Methoden fehlen, die das komplexe ästhetische Erleben für organisationale Prozesse erfassen.Das Dilemma: Gleichzeitig wächst der Druck auf Künstler, ‚harte‘ Beweise beizubringen, obwohl etwa ein sinkender Krankenstand oder Kunden-Zufriedenheitsindex umstritten sind und kaum unabhängig und wiederholbar entstehen. Künstlerische Methoden lassen sich kaum ‚managen‘ und evaluieren wie gewöhnliche organisationale Projekte, denn sie verlangen eine gewisse Offenheit. Es müssen neue Indikatoren und Evaluationsmethoden für die komplexen materiellen und immateriellen Auswirkungen generiert werden.
    Eine neue Entwicklung in der Organisationsforschung ist etwa der Einsatz von qualitativen kunstbasierten Methoden, die diese komplexen und schwer verbalisierbaren Verhaltensänderungen besser erfassen sollen als herkömmliche Interviews. Jetzt muss auch die Forschung sich diesem Bereich stärker widmen, am besten auch unterstützt mit Forschungsgeldern der wissenschaftlichen Förderinstitutionen.

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