Hindert oder fördert Freiraum Innovation?

Foto: © Renée Del Missier / www.reneedelmissier.com

Den aktuellen Beitrag auf der Site „Die Umsetzungsberatung“ http://www.umsetzungsberatung.de/unternehmenskultur/kreativitaet.php widmet Winfried Berner der These, unbegrenzte Freiräume seien ein sicheres Rezept, damit Kreativität und Innovation nicht funktionieren. Oder würde ein Blankoscheck Ihrer Kreativität Flügel verleihen? Berner meint, dass der Mensch durch drei Voraussetzungen hoch motiviert wird: ein ausreichend wichtiges Problem, Restriktionen, die die Handlungsmöglichkeiten einschränken und ein Mindestmaß an Gestaltungsspielraum.

Gerade als ich darüber nachdachte, ob Berner, den ich sehr schätze, da wirklich recht hat, wurden meine Gedanken von Ö1 unterbrochen. Die Moderatoren unterhielten sich gerade über ein Konzert von John Cage um 1940. Er plante auf der Bühne neben dem Klavier eine Reihe von Schlaginstrumenten aufzustellen, um den Sound afrikanischer Musik zu produzieren. Im Theater war aber nur Platz für das Klavier. Er hatte also ein Problem, die kleine Bühne und den Zeitdruck als Einschränkung. Was tat er? Er belegte die Klaviersaiten mit verschiedenen Materialien, wie Papier, Nägel, Radiergummis um schlagzeugartige Klänge und Geräusche zu erzeugen. Damit war das „Präparierte Klavier“ erfunden.

Das bestätigt also Berner. Andererseits höre ich Führungskräfte eher klagen, dass in ihrem Unternehmen für Innovationsprozesse viel zu enge, standardisierte Abläufe und Regeln gelten. Es fallen mir etliche Beispiele ein, wo unter dem Druck der engen Rahmenbedingungen keine oder nur recht bescheidene Lösungen entstanden. Oder die Innovation war nur die x-te Variante des bereits Bekannten. Beim Symposium „Kunst fördert Wirtschaft“ sagte der Hirnforscher Gerald Hüther „Je mehr man sich anstrengt, desto weniger Hirn ist an!”.

Wie kommt also das „Wirklich radikal Neue“ in die Welt?
Wie kann es gelingen „to think beyond what made our company successful thus far“?
Was ist Ihre Meinung?

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Helga Stattler

    Auch die Kommunikationsberaterin Britta Biron fragt in ihrem Kommentar in medianet.at welche Faktoren ein Klima begünstigen, in dem erfolgreiche Innovationen gedeihen. Ist das tatsächlich – zumindest am Wirtschaftsstandort Deutschland – noch unbekannt? Das BMBF fördert nämlich ein Forschungsprojekt über die Bedeutung von Humanfaktoren in der Produktion. Das Ergebnis sollte Strategien aufzeigen, wie Unternehmen ihre Innovationsfähigkeit steigern können, wenn sie Humanfaktoren angemessen berücksichtigen.
    Oder gibt es andere Gründe für die rigide Innovationskultur? Die Ideeologen – Gesellschaft für neue Ideen mbH http://www.ideeologen.de kamen zu dem erschütternden Ergebnis, dass nur jedes fünfte Unternehmen Innovationen fördert. Die anderen verwalten mit Formularen und aufwändigen Prozessen eine Kreativität „nach Vorschrift“. Ohne Lust, Leidenschaft und Mut zu Experimenten entstehen keine radikal neuen Ideen. Dafür brauchen Mitarbeiter Freiräume und –zeiten. Damit sind wir wieder bei der These von Winfried Berner.
    Mein Vorschlag: statt „Restriktionen“ eher positiv formuliert: Rahmenbedingungen, die Orientierung geben und gleichzeitig einen hohen Gestaltungsspielraum bieten.

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