Edgar H. Schein zur Rolle von Kunst und KünstlerInnen

Edgar Schein
Edgar Schein

In der aktuellen Ausgabe 1/2013  der Fachzeitschrift „Organizational Aesthetics“ veröffentlicht der Pionier der Organisationsentwicklung, Edgar H. Schein, Sloan Professor emeritus am MIT Massachusetts Institute of Technology in Cambridge, einen Artikel aus dem Jahr 2001 zur Rolle von Kunst und KünstlerInnen, den er in seinem Kommentar als aktueller denn je bezeichnet. Denn seither gibt es immer mehr Know-how an Universitäten und in der Praxis, wie Kunst und KünstlerInnen für Unternehmen und Organisationen relevant sein können. Schein beschreibt, worin dieser Beitrag aus seiner Erfahrung begründet ist:

  1. Kunst und KünstlerInnen stimulieren uns mehr zu sehen, mehr zu hören und mehr wahrzunehmen von dem was in uns selbst und um uns herum vorgeht.
  2. Kunst stört, provoziert, regt auf und regt an – und das soll sie auch.
  3. KünstlerInnen regen dazu an, unsere Fähigkeiten und unser Verhaltensrepertoire zu erweitern und flexibler zu werden im Reagieren.
  4. Kunst und Künstler stimulieren und befähigen uns zu ästhetischer Wahrnehmung.
  5. Indem wir beobachten wie ein Künstler arbeitet, gewinnen wir neue Einblicke und Einsichten: Wie kommt eine Leistung zustande und was bedeutet das für Führung und Management
  6. Der Künstler bringt uns mit unserem inneren, schöpferischen Selbst in Berührung.

Das gilt für KünstlerInnen jeglicher Kunstsparte. Auch Komponisten und Schauspieler müssen lernen zu sehen und zu hören bevor sie sich ausdrücken können. Genau das ist auf zwischenmenschliche Situationen anwendbar, die wir schlecht managen, weil wir nicht gelernt haben zu sehen was wirklich vorgeht. Künstler sprechen unser Unbewusstes an und bringen uns dazu uns mit etwas auseinanderzusetzen, das wir normalerweise vermeiden, weil es verwirrend, Angst auslösend, gegen die Regeln ist.

Dieser Beitrag hat 5 Kommentare

  1. L. Fopp

    Herr Schein hat Recht. Art kann das Management sehr befruchten. Unernehmen sollten vermehrt kräftige Slogans und inspirierende Skulpturen einsetzen. Mehr über corporate dynamics unter http://www.e-sculptures.com.

    1. Helga Stattler

      Lieber Herr Fopp, danke für Ihen Kommentar! Ich habe mir Ihre Homepage angesehen.Symbole, wie zb Skulpturen, sind eine Möglichkeit, Visionen und Strategien emotional aufzuladen. Wenn die MitarbeiterInnen bei der Entwicklung der Zukunftsperspektiven einbezogen waren, dann verstärkt das sicher die Identifikation. Noch mehr wenn sie auch an der Entstehung des Kunstwerks beteiligt sind. Dazu zum Beispiel die Projekte von Hermann Kassel unter „Praxisbeispiele“. Lassen Sie sich inspirieren!

  2. Vielen Dank für Stattler für Ihren Beitrag. Ja es stimmt, Künstler bringen so viel Wertvolles für Wirtschaft, Wissenschaft und Bildung, was einem oft (zunächst) verborgen bleibt.
    Besonders in meiner Beschäftigung mit Ballett und Oper an der Dresdner Semperoper ist mir Edgar Scheins Artikel sehr hilfreich gewesen, insbesondere, wenn es um Innovationen in der Kunstdarstellung bzw. -vermittlung geht.

    Bei dieser Vorstellung im Jahr 2011 wurde dies besonders deutlich, was Ed beschreibt: http://leanthinkers.blogspot.de/2011/10/simplicius-simplicissimus-simple-is.html

    Ich kann auch Herrn Fopp zu 100% beipflichten, Kunst kann das Management sehr befruchten. Doch es braucht mehr als einen Besuch. Reflexion über das Gesehene und der Gesprächsaustausch darüber in Verbindung mit dem eigenen Arbeits- und Lebensumfeld werden entscheidend sein, ob dieses Verständnis von Kunst als Ermöglicher akzeptiert wird in wachsenden Kreisen.

  3. Helga Stattler

    Danke für den Link zu Ihrer Reflexion über die Oper und den Bezug zu Ed Schein. Die Fähigkeit zur Reflexion wäre für Führungskräfte besonders wünschenswert, da sie durch ihr Verhalten die Organisationskultur wesentlich beeinflussen. Sich mit sich selbst und den eigenen Werten auseinander zu setzen, die Wahrnehmung zu erweitern, dazu kann Kunst beitragen. Wir schaffen die unmittelbare Verbindung zum eigenen Arbeitsumfeld, indem wir mit den KünstlerInnen in die Organisation hinein gehen. Die Künstler arbeiten mit den ManagerInnen und MitarbeiterInnen gemeinsam daran Neues zu entdecken, Gewohntes zu verändern, Fähigkeiten zu entwickeln.
    Ihr Erlebnis in der Oper dem Orchester so nahe gewesen zu sein kann ich gut nachvollziehen. Kennen Sie Miha Pogacnik? Er verbindet Musik und Management, nicht nur bei seinen Vorträgen mit der Geige, sondern auch mit Orchester – da sitzen die Zuhörer mitten zwischen den Musikern. Auf seiner Homepage können Sie Videobeispiele sehen und auch HÖREN!
    Zum Beispiel: http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=j2iB_zGz7Ho

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