„Eine wunderbare Mischung aus Wandern, Schauen, sich Fragen stellen, Verwirrtsein und etwas Ordnung ins eigene Chaos bringen“, war eine der Rückmeldungen aus der Wandergruppe vom Juni d.J., der TREKK:ART Tour. Veranstalter sind „Die Fabrikanten“, die seit mehr als 30 Jahren kommunikative, künstlerische Projekte realisieren.
Sie haben zum Beispiel das kürzlich stattgefundene Festival 22butterfly mitgestaltet. Dort plädierte einer der Referenten, Georg Wolfgang, CEO der Culturizer GmbH, dafür, „das Künstlerische“ zu nutzen, um mit relativ einfachen aber überraschenden Maßnahmen, den Culture Hacks, die Kultur im Unternehmen zu irritieren und dadurch weiter zu entwickeln. Eines seiner Beispiele waren die Geh-spräche, Spaziergänge von Teams, statt der üblichen Besprechungen. Diesen Culture Hack kann auch der und die Einzelne nutzen, sowohl für das Berufs- als auch Privatleben.
Am 10. September ist dafür wieder Gelegenheit: Künstler:innen und Coaches begleiten und inspirieren 4 bis 8 Teilnehmer:innen bei dieser eintägigen Erlebnisreise. Der spielerisch-dramaturgisch gestaltete Weg führt zu einem selbst und hilft bei der Standortbestimmung, beim Perspektivenwechsel, beim Wandel sowie bei der Findung eines Leitnarratives.
Die Wanderstrecke in der Umgebung von Linz ist physisch kaum belastend (Distanz: ca. 10 km, nur rd. 200 Höhenmeter). Die Wanderung stellt also keine hohen Anforderungen an die Fitness, aber die Inszenierung dieser Wanderung ist herausfordernd. Verschiedene Stationen sorgen für Inspiration und Irritation durch künstlerische Interventionen. Gehen in der Gruppe, dann individuelle Abschnitte für den inneren Dialog, dann one-to-one als Einzelner mit befragender Reisebegleitung.
Künstlerische Reisebegleiter sind Martha Laschkolnig und Gerald Harringer, die auch als Coaches agieren. Martha Laschkolnig ist freischaffende Künstlerin, Akrobatin und Clownin. Gerald Harringer ist Mitbegründer der Agentur für Unternehmenskultur, die Fabrikanten, Story Coach und Kulturmanager.
Als Impulsgeber ist im September Oskar Kern, Innovationsberater und Manager, dabei. Er wird zu Beginn den Teilnehmer:innen Gedanken mit auf den Weg geben, und beim Ankommen die Reflexion der erwanderten neuen Sichtweisen begleiten.
„Ein guter Manager muss kindliche Neugier und Wissensbegierde mit Tun vereinbaren.“ Oskar Kern 9/21
Nächster Termin: Samstag 10. September 2022, ca. 9 bis 19 Uhr (Schlechtwetter-Ersatztermin: 16. oder 17. September) Ort und Zeitpunkt der Abreise von Linz wird am Tag zuvor bekanntgegeben.
Teilnahmegebühr: € 90,- (inkl. Reisekosten für Bahn, Bus oder Boot, exkl. Verpflegung)Kontakt, Info und Anmeldung: Link auf der Homepage
TREKK:ART Tours werden auch für Teams organisiert. Anfragen und Terminvereinbarungen „Die Fabrikanten„
Eindrücke und (Be)merkenswertes aus dem Festival 22butterfly, Mai 2022 in Linz
Da ich die Veranstaltung nur via Laptop miterleben konnte, überlasse ich einen umfassenden Bericht den dazu Berufenen und verlinke ihn dann gerne. Derzeit gibt es auf der Site des Veranstalters cucocu.com bereits einen visuellen Nachbericht. Die Bilder zeigen was nur durch das Liveerlebnis erfahrbar war: Künstlerinnen und Künstler legten mit Musik und Performances einen atmosphärischen Teppich für die Auftritte der Vortragenden und der großartig moderierenden Ulrike Jung.
Um den Gesamteindruck abzurunden, fehlen mir außerdem die Workshops, das Abendprogramm und die spannenden Diskussionen, Streitgespräche und überraschenden Einsichten beim Kaffee, in der Bar, abends in der Linzer Nachtwelt. Da findet ja meist das Wichtigste bei einem solchen Kongress statt.
Aber zurück zum Start
Angekündigt war, Corporate Culture nicht nur aus der (derzeitigen) Perspektive der Organisationsentwicklung zu betrachten und zu diskutieren, sondern ganzheitlich zu sehen und mit den Möglichkeiten von Kulturarbeit und Kreativität gezielt zu gestalten.
Ernst Demmel, der Initiator von 22butterfly.com, drückte es so aus: „Wir wollen Learnings aus Leadership, Change Management und Innovationsarbeit mit Skills aus der Kreativwirtschaft, aus Design und Kunst zusammenführen und so mehr Appeal durch Haltung und bewusst gelebte und inszenierte Kultur anstoßen.“
Welchen Unterschied kann dieser Anspruch machen?
In Büchern und Management-Trainings wird seit langem beschrieben, was sich in Organisationen ändern sollte. Aber bis jetzt konnte man noch wie gehabt weiter tun und es bei den Sonntagsreden belassen. Keywords wie Haltung, Geschichte, Leitbild, Vision, Mission, Zweck u.ä. sind schon lange bekannt. Sind sie etwas Neues wenn sie nun mit neuen Begriffen wie Mindset, Spirit, DNA, Purpose, Storyliving usw. benannt werden?
Das Festival machte deutlich was sich verändert hat
– Die Qualität macht den Unterschied, zum Beispiel die Qualität des Prozesses einer Leitbildentwicklung. In einer der spannenden Reflexionsrunden erlebten wir ein beeindruckendes Beispiel für die Einsicht, einen jahrelang erfolgreichen Beratungsansatz radikal zu ändern. – Die Theorien zu verstehen ist nicht mehr ausreichend, es ist notwendig sie auch zu fühlen und ihre Umsetzung zu wollen. – Veränderung ist kein einmaliges Projekt, sondern ein ständiger Prozess. – Storytelling wird zum Storydealing und Storyliving, weil Geschichten entfalten ihre stärkste Wirkkraft, wenn sie tatsächlich erlebt werden.
Steffi Burkhart Steffi sieht sich als Botschafterin der Millennials. Sie plädiert dafür, den status quo zu hinterfragen, aber nicht beim „warum“ stehen zu bleiben, sondern im nächsten Schritt „what if“ zu diskutieren, zu experimentieren, Beta-Stadien bereits zu nutzen, Fehler zu begrüßen und daraus zu lernen.
Denken erweiternd finde ich auch ihre Definition von Arbeitsräumen: 1stplace = home (!), 2ndplace = office, 3rdplace = irgendwo, 4thplace = virtuelle Zusammenarbeit, 5thplace = Denkraum (!)
Simon Sagmeister Kultur ist Herz, Verstand und Seele einer Organisation. Sie ist dafür verantwortlich, wie Menschen in einer Organisation wahrnehmen, denken, fühlen und handeln.
Kultur bestimmt, wie die Organisation tickt. Simon stellt die von ihm entwickelte Culture Map vor, die anhand von sieben Werteclustern mit jeweils einer Farbe die Charakteristika einer Kultur zeigen. Anhand typischer Kulturmuster konnten bekannte Organisationen von den TeilnehmerInnen schnell erkannt werden. The Culture Institute
Georg meint, das Künstlerische würde zu selten als Möglichkeit genutzt, zum Beispiel wenn das Team beratungsmüde ist. Er nennt kleine, einfache aber überraschende Maßnahmen, die Culture Hacks, um die Kultur zu irritieren:
– Gärtli-Treffen: regelmäßiges informelles Treffen beim Bier zur Vernetzung – Geh-spräche: statt Meetings Spaziergänge der Teams – Unglaubliche Kennzahlen: Blatt mit %-sätzen aufhängen, die zum Staunen und zu Diskussionen anregen – Ugly Baby time steigern, das ist Zeit für Innovationen, neue Ideen. Räume und Zeit dafür schaffen, zulasten des Tagesgeschäfts, der Hungry Beasts, die immer hungrig sind. Culturizer GmbH
„Um „Souly Sides“ zu befeuern, braucht es Geschichten, Symbole, Rituale, Mythen,…“
Franziska Fink Für sie ist „Purpose“ das Zauberwort und sie bringt Beispiele, wo der Purpose realisiert wurde und nun Leuchtturm und damit Vorbild für andere Organisationen ist. An Purpose soll alles ausgerichtet und gesteuert werden, auch zum Beispiel die Personalprozesse. Üblich ist, die Fähigkeiten von MitarbeiterInnen zu bewerten, aber sind das die Fähigkeiten, die den Purpose unterstützen? Beratergruppe Neuwaldegg zum Nachlesen: https://www.neuwaldegg.at/publikationen/blog/wozu-purpose/
Franziska vermisst bei den Begriffen Vision, Mission, Zweck usw. die Beschreibung ihrer WIRKUNG. Schade, dass Doris Rothauer ihr Modell der Wirkung nicht eingebracht hat. Sie beschäftigt sich mit der gesellschaftlichen Rolle und sozialen Wirkung von Kunst, Design und Kreativität in einer Welt, die neue Formen der Orientierung und des Miteinanders braucht. In Erinnerung habe ich ihre Skizze der Wirkungstreppe:
„Ideen sind keine Lösungen, aber ohne Ideen gibt es keine Lösungen.“
Doris Rothauer
Patrick Rammerstorfer Führt von VUCA zu BANI: VUCA beschreibt die Welt als volatile = unbeständig, uncertain = unsicher, complex = komplex und ambiguous = mehrdeutig. Nun ist die Welt von Chaos geprägt und braucht ein neues Akronym. BANI steht für brittle = brüchig, anxious = besorgt, non linear= nicht geradlinig, incomprehensive = unbegreiflich.
Die Systemische Sicht auf die Entwicklung der Organisation braucht Organisationsentwicklung UND Personalentwicklung. Denn die Veränderungsfähigkeit eines Unternehmens beginnt bei den Kompetenzen der MitarbeiterInnen.
Der Business-Romantiker mit Fantasie, Intuition und Hingabe für ein Beautiful Business. Sein Input hat mich so beeindruckt, dass ich kein Wort mitgeschrieben habe. Aber da ich den Newsletter abonniert und die Konferenz „Concrete Love“ in Lissabon 10/21 verfolgt habe, kann ich ein Highlight zitieren: „What I Learned From Taking Part In A Silent Dinner“, das würde ich sehr gerne einmal erleben!
Die Spezialisten für Unternehmensgeschichte, als Buch, Ausstellung, Video oder digitales Format. Ihre Überzeugung: Success Stories allein sind uninteressant. Wir wollen Erfahrungen begreifen, d.h. nicht nur Geschichten von Erfolgen, sondern auch von Niederlagen, Rückschlägen und von Scheitern lesen, hören und erleben. Manchmal muss dafür Überzeugungsarbeit geleistet werden, denn Unternehmen wollen lieber nur ihre Sonnenseite präsentieren.
Wolfgang, Gründer der Fabrikanten, demonstriert mit einfachen Mitteln, wie Veränderung in wenigen Augenblicken erlebt werden kann: „Jeder sucht sich einen neuen Platz und damit einen neuen Sitznachbarn!“ Wow! Das bringt Bewegung ins Auditorium!
Wolfgang gewährt auch Einblicke in die Erfahrungswelt der Fabrikanten – die Insights anhand der Metapher vom Fliegen:
– die Flugbahn ändern = raus aus Routinen, aus der Logik des Alltags – Fluglotsen an Bord nehmen und ihre Potenziale freisetzen – Ballast über Bord werfen = Platz schaffen für Neues – wenn das Team beratungsmüde ist, mit Künstlerischen Interventionen Neues ermöglichen – Autopilot = Selbststeuerung wagen – mit Kunst abheben und die Änderungen wieder auf den Boden bringen – lautlos segeln, das Team in den flow bringen Die Fabrikanten
Stefanos Pavlakis Seit 40 Jahren experimentieren die Wirklichkeitenerfinder mit Geschichten als Erfahrungsraum. Storydealing ist ein erlebnisorientierter Ansatz, der durch Geschichten Gefühle, Emotionen spürbar machen soll. Geschichten entfalten ihre stärkste Wirkkraft, wenn sie tatsächlich erlebt werden. Storydealer
„Mit Geschichten zu arbeiten heißt, bestehende Organisationsmuster vorübergehend außer Kraft zu setzen um eine andere Wirklichkeit in Erscheinung zu bringen.“
Storydealer
Doris Rothauer Die Impact-Expertin plädiert dafür, offen zu sein für das Neue, etwas zu riskieren, mit Unsicherheit umzugehen, mitzugestalten und Wirkung zu entfalten. Dann werden wir kreativer, experimentieren mehr, zum Beispiel wie wir Krisen bewältigen können, Jeder hat das Potenzial für Kreativität, soll sich mit Kunst auseinandersetzen und Künstlerische Strategien als Vorbilder nehmen. Büro für Transfer
Denn wir können von Künstlerinnen und Künstlern lernen: think like an artist, steal like an artist.
Die Bilanz Ein mehr als bunter Strauß an Informationen, Erfahrungen, Anregungen, Erlebnissen, Kunstgenuss, Austausch wurde geboten. Etwas davon umzusetzen liegt natürlich bei jedem Einzelnen. Ernst Demmels Vision einer Plattform für das Thema Corporate Culture zur Vernetzung aller Interessierten wird dazu beitragen!
Ist die Rolle des Dirigenten im Orchester mit der Rolle der Führungskraft in einer Organisation vergleichbar? Im November 2010 hörte ich dazu die Meinung des Musikers Albert Schmitt, früher Kontrabassist in der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, seit mehr als 20 Jahren ihr Geschäftsführer. Der internationale Erfolg des Orchesters ist eine spannende und lehrreiche Geschichte. Mich interessierte damals mehr, wie durch die Zusammenarbeit von Organisationen und Künstlern Neues entstehen kann. Das war Thema des Symposiums „Kunst fördert Wirtschaft“ in Dortmund, organisiert von einer der Pionierinnen auf diesem Gebiet, Frau Prof. Ursula Bertram, IDfactory/Zentrum für Kunsttransfer. Hier mein Bericht über dieses Symposium.
Albert Schmitt schilderte zunächst die klassische Rolle des Dirigenten. Er oder sie entwickelt die Vision der persönlichen Interpretation eines Musikstücks. Die Musiker sind die Ausführenden. Eine effiziente Top-down-Struktur. Nun sind Musiker aber hochtalentierte, kreative Spezialisten und Profis, die sich auch gegenseitig befruchten. Schmitt: „Wer kreative Menschen zu Höchstleistungen anspornen will, muss ihnen auch Gestaltungsspielraum zugestehen.“1)
Daher scheint sich in Orchestern genau so wie in Organisationen ein Kulturwandel zu ereignen. Auch in Organisationen ist es einerseits Aufgabe der Führungskräfte eigenständig zu gestalten, Visionen zu entwickele, die Kultur zu prägen, die Werte zu leben und zu vermitteln, klare Entscheidungen zu treffen. Sowohl in Orchestern als auch in Teams sind die Menschen unterschiedlich, darauf muss ein Leader mit Aufmerksamkeit und Empathie eingehen. Das gelingt, wenn die Menschen unterstützend geführt werden und sie ihre Potenziale entwickeln können.
Hernstein-Training mit Profi-Musikern
Die Analogie zwischen der Aufgabe einer Führungskraft und der eines
Dirigenten klingt überzeugend – ich hatte aber noch Vorbehalte. Daher
nahm ich sehr gern vor kurzem an der Online-Präsentation des
Hernstein-Seminars „The Sound of Leadership“ mit dem Dirigenten Florian
Schönwiese teil. Auch Schönwiese berichtete vom Wandel, der sich in den
letzten Jahren in vielen Orchestern vollzogen hat. Heute erwarten
Orchester mit einem Dirigenten auf Augenhöhe und gegenseitigem Respekt
zusammenzuarbeiten.
Sie sind selbstbewusst, fordern Gestaltungsspielraum und wollen überrascht werden. Schönwiese nennt als Beispiel die Mexikanerin Alondra de la Parra. Ich habe ein Interview mit dieser Dirigentin gefunden, in dem sie über ihren Kommunikationsstil spricht: „Das wunderbare an einem Orchester ist, Veränderungen und Fehler sind innerhalb kürzester Zeit zu bemerken. In Organisationen können solche Prozesse Jahre dauern. Fehler können sogar Spaß machen, wenn es darum geht, den besten Ausweg zu finden. Was wird passieren? Wird er uns aus der Bahn werfen – oder profitieren wir von dem Adrenalinschub und werden am Ende sogar besser, stärker als Gruppe?“
Wie können nun Führungskräfte aus diesen Erfahrungen lernen?
Florian Schönwiese hat langjährige Praxis als Geiger, Orchestermusiker und Kulturmanager. Erfahrungen, die er in die Arbeit mit Führungskräften einbringt. Seit 2014 nahmen mehr als 500 TeilnehmerInnen an den Seminaren des Profi-Musikers und Leadership-Trainers teil. Schönwiese setzt in seinen Seminaren die von ihm entwickelte Pratobello-Methode ein. Die Kraft der Musik und die Erfahrung von professionellen Musikern wird genutzt, um unmittelbar Haltungen, Werte, Kompetenzen und Fähigkeiten von Führungspersönlichkeiten zu erleben und ihnen zu einer erfahrungsbasierten Selbsterkenntnis zu verhelfen.
Vorab erhalten die Teilnehmer eine Aufnahme und auf Wunsch auch die Partitur einer Komposition, um hineinzuhören, sich damit vertraut zu machen und eine persönliche Vision der Interpretation zu entwickeln.
Bei der Probe schlüpfen sie dann in die Rolle des Dirigenten eines High-Performance-Teams und erleben unmittelbar die Wirkung ihrer Haltung und ihres Agierens auf das Team. Das Ensemble von vier Orchestermuskern, ein Streichquartett, stellt sich ganz auf dieses Dirigat der Führungskraft ein und das Ergebnis kann man sofort hören. Sie erfahren also im unmittelbaren Feedback wie sich alles was man tut und fühlt auswirkt: jede Geste, die Mimik, die Energie, die gesamte Körpersprache. AbsolventInnen bestätigen, dass sie genau in diesen Rückmeldungen Parallelen zu ihrer Führungsaufgabe erleben. Eine Erfahrungsbasierte Selbsterkenntnis!
Wie eine solche Probe abläuft kann man in diesem Video sehen.
Der Schwerpunkt im Seminar liegt sicher im ehrlichen, persönlichen Feedback der vier Profi-Musiker des Ensembles an jede einzelne Führungskraft. Ein Feedback, das in diesem Setting gut aufgenommen werden kann. Ich könnte mir aber auch vorstellen, dass es zu Diskussionen über Leadership-Stile kommt. Welcher Leadership-Stil ist beim „Einschwören“ eines Teams auf eine gemeinsame Aufgabe gefragt? Wenn der Dirigent eine klare Vorstellung von der Interpretation eines Musikstücks hat, wie kann er das jedem einzelnen Musiker und dem Orchester als ganzem Klangkörper näher bringen? Gilt da „Making others better through your guidance and presence“? Oder wie es die Dirigentin Oksana Lyniv ausdrückte: „Ich gebe einen Impuls ins Orchester, das damit weitere Impuls auslöst, die zu mir zurückkommen. Die wiederum verarbeite ich, verändere oder verstärke sie und schicke sie wieder zurück.“2)
Auf der Webseite von Florian Schönwiese können Sie viele Videos sehen und sich über Feedback von Kunden informieren.
Ein Gewinn ist
also nicht Zuwachs an Organisationswissen, sondern das Bewusstsein für das
eigene Tun, die Öffnung neuer Perspektiven. Die erlebte Irritation durch die
Künstlerische Intervention kann bewirken freier, offener an die Arbeit heranzugehen,
Zwänge und selbst auferlegte Restriktionen abzulegen, entspannter, ideenreicher
zu sein – es sind qualitative Veränderungen, die für die Performance eines
Unternehmens genutzt werden können.
Ein Unternehmer
sagte zum Beispiel: „Ich weiß nicht was geschehen ist, die Leute gehen jetzt
einfach grader und schauen mir in die Augen, wenn sie mich am Gang treffen.“
Man sieht die Welt
mit anderen Augen. Das gilt sowohl für die einzelnen
Personen als auch Gruppen/Teams und die Organisationsebene. Dabei verstärkt
sich die Wirkung wechselseitig, der Funke springt über! Die Kraft
der Irritation durch künstlerische Intervention liegt darin, Möglichkeitsräume
zu eröffnen, in denen mit neuen Formen des Sehens, Denkens und Handelns
experimentiert werden kann.
Ein ärztliches Rezept, das keine Pillen
oder Tropfen verschreibt, sondern einen Theater- oder Konzertbesuch – an ein
solches Projekt erinnere ich mich dunkel, finde die Unterlage aber leider nicht
mehr. Ich sehe das Rezeptformular vor meinem geistigen Auge. Es erheiterte mich
damals, weil ich mir selbst oft ein Kulturerlebnis verschreibe um zu
entspannen.
Wenn man das Stichwort googelt, liest man, dass Düsseldorfer Kinder- und Jugendärzte bereits 2009 Kultur auf Rezept verordneten. Eine gute Idee, die dann leider wieder versandete. Das Projekt wurde nun 2019 wiederbelebt. Um Sponsoren zu finden brauchte es scheinbar den wissenschaftlichen Beweis der positiven Wirkung. Nun liegt er auf dem Tisch: Londoner ForscherInnen haben in einer Langzeitstudie („Creative Health“) herausgefunden, dass kulturelle Aktivitäten positive Auswirkungen auf die Gesundheit haben.
Ärzte in Kanada können ihren PatientInnen seit 2018 ein Rezept für einen freien Besuch des Montreal Museum of Fine Arts verschreiben, berichtet das World Economic Forum auf seiner Homepage.
Inzwischen kommen Impulse auch von EU, UNO und WHO, die im November 2019 den ersten Weltbericht zu „Kunst und Gesundheit“ veröffentlichte, der etliche wissenschaftliche Erkenntnisse dazu bündelt.
Arts for Health
Am 5. Dezember war dann „Arts for Health“ in Wien das Thema des zweiten Workshops des Bundeskanzleramts aus der Reihe Creative Europe – Kultur und nachhaltige Entwicklung. Engagierte Diskussionen, bunte Kärtchen, neue Kontakte, Austausch von Meinungen und Visitenkarten – alles wie erwartet. Überraschend dann die Vorarbeit der ig kultur, die einen inhaltsschweren und künstlerisch gestalteten *) Themenband „Kultur als Rezept“ den TeilnehmerInnen druckfrisch auf den Tisch legte.
Mit lesenswerten Beiträgen von Michaela D.Wolf, Theaterwissenschaftlerin; Susanne Blaimschein, Kulturmanagerin; Katherine Taylor, Forscherin und klinische Psychologin; Claudia Schnugg, Wissenschaftlerin; Claudia Spahn, Musikerin uva.… und mit einprägsamen Merksätzen: „Ja, Tanz verfügt über ein wirksames Veränderungspotenzial.“ „Mit Kunst gegen die kollektiven blinden Flecken ein Zeichen setzen.“ „Kreative Interventionen sind effektiver als Psychopharmaka.“ „Rezeption wie Produktion von Kunst verlangt immer auch eine Auseinandersetzung mit sich selbst.“ „Lebensmittel, die stärken: Freundschaft, Selbstwirksamkeit und Anerkennung.“
Aus den Beiträgen möchte ich zwei beschreiben um Ihnen Appetit auf mehr zu machen.
In Zusammenarbeit mit pro mente OÖ entstand
diese mehrteilige Workshopreihe an der Schnittstelle Kunst und Soziales. In
Expeditionen entlang der Himmelsrichtungen wurde Unbekanntes und Neues
entdeckt. Die Touren führten die mehr als 130 TeilnehmerInnen über
künstlerisch-kreative Methoden von der Realität in die Fantasie und wieder
zurück. Begleitet von zwei professionellen FotografInnen entstanden Zeichnungen,
Inszenierungen und Texte. Die abschließende Ausstellung war dann das Ergebnis
eines gemeinsamen künstlerischen Prozesses. Diese Qualität und Wertigkeit ist
bei solchen Projekten besonders wichtig, um den Lerneffekt zu intensivieren und
Öffentlichkeit zu erreichen.
Wie vielfältig ein künstlerisches Thema sein kann, zeigt die Arbeit von Elisabeth Schafzahl und Philipp Wegan, Labor für Kunst. Claudia Schnugg interviewte die beiden Künstler. Die Rezeptscheine werden bei diesem Projekt von Künstlerinnen und Künstlern gestaltet, inzwischen sind es bereits mehr als 150. Man findet darauf Bilder, Collagen, Noten, Texte, Gedichte – lauter kleine Kunstwerke, die skizzieren, wie potenziell heilende Mittel aussehen könnten. Die daraus entstandene Ausstellung wurde in der ehemaligen Josefsapotheke in Wien Meidling gezeigt, in Galerien, bei der Biennale in Venedig, Paris und demnächst im Steirischen Landesmuseum. Ziel ist zu hinterfragen, wie eine künstlerische Haltung zu einem Lebenselixier werden kann.
Wie kann künstlerisches
Denken und Handeln dem eigenen Leben, der Arbeitswelt, der Gesellschaft, neue
Impulse geben? Diese Frage und der Austausch über Erfahrungen, Meinungen,
Zukunftsbilder führten eine Gruppe Interessierter aus Beratung, Kunst,
Wirtschaft, Wissenschaft mitte September im Bauhaushotel in Probstzella
zusammen.
Das Team um Dirk Dobiey und Thomas Köplin hatten „Age of Artists#1 Die Konferenz zum Umgang mit Ungewissheit“ organisiert. Benjamin Stromberg verfasste darüber einen Bericht mit Szenenbildern, der Ihnen einen guten Überblick über die Gesprächslandschaft bietet.
Und ein paar Merksätze für meinen „Wortschatz-Tresor“:
„Kunst ist der Resonanzkörper für die eigene Weltbeziehung.“ „Eine Kunst-Intervention regt auf und an, sie stört und provoziert. Genau das ist ihr Zweck.“ „Kunstwerke entstehen, sie werden nicht gemacht, vergleichbar mit dem Verlauf eines offenen Gesprächs.“ „Innovation entsteht im Dialog.“ „Der Künstler stellt in Frage, abstrahiert, verdichtet, löst und verknüpft neu.“ „Komplizen haben gemeinsames Interesse, sind eigenmotiviert, gleich aktiv, eine Zweckgemeinschaft, sie brauchen die Fähigkeiten des anderen um das Ziel zu erreichen.“
Dazu passend noch der Link zu einer etwas anderen Fotolandschaft und einem Gedicht – einem poetischen Rückspiegel – zur Konferenz von der Künstlerin Anke Johannsen:
Welten retten und erfinden Menschen, die verbinden, die nicht das ihre schützen, sondern einander stützen. Wärme geben. Erheben. Im Team intim. Wenn nicht wir hier…?
Die nächste AoA#2- ARTISTIC INTELLIGENCE findet vom 6. bis 8.10. 2020 im BAUHAUSHOTEL Probstzella, Thüringen, statt.
Gerade für Künstler sind Nicht-Wissen und Ungewissheit vertraute Orte. Können wir von den kreativen Disziplinen für eine bessere Wirtschaft und Gesellschaft lernen? Welche Fähigkeiten dabei helfen und wie wir künstlerisch handelnd damit umgehen können, erfahren Sie vom 18.-19.9.2019 bei der AGE OF ARTISTS #1 interaktiv in Workshops, Kunstinterventionen und Vorträgen.
Mit Widersprüchen,
kritischen Fragen und Veränderungen gut umzugehen ist nicht selbstverständlich.
Oft glauben wir mit alten Mustern, linearen Lösungen und mehr desselben zu
einem Ergebnis zu kommen.
Für wen kann die
Konferenz neue Impulse leisten? Für UnternehmerInnen und Führungskräfte aus
Organisationen, die gestalten, entwickeln, verändern, bewegen wollen. Auch für Menschen
aus der Kreativwirtschaft und Künstlerinnen und Künstler, die in die
Gesellschaft hinein wirken wollen.
Die Masterminds von Age of Artists, Dirk Dobiéy und Thomas Köplin haben in den letzten Jahren auf der Basis von vielen Interviews und in interdisziplinären Gesprächsrunden ein Modell entwickelt, das Organisationen helfen soll, ihre Kreativitätskultur zu entwickeln.
Vernissage – sich einem Modell künstlerisch nähern
Die Hamburger Künstlerin
Verna Wald hat sich diesem Modell künstlerisch genähert und eine Serie von acht
Radierungen geschaffen. Diese werden bei der Konferenz erstmals öffentlich
präsentiert und in einer Führung von Dirk Dobiéy mit dem Bezugssystem von Age
of Artists verbunden.
Als Inspiration einige Beispiele was Sie erwarten können:
Sandra Schürmann ist Sozialunternehmerin und hat 2005 die Projektfabrik in Witten gegründet. Sie wird zeigen, wie auf der Grundlage künstlerischen Schaffens Potenziale von Menschen freigesetzt werden können. Denn Kunst kann sich zum Lebensprinzip und ein Leben sich zum Kunstwerk entwickeln. Christian Jeuck, Organisationsberater und Coach, hegt eine Leidenschaft für den Dialog als spezielle Form der Kommunikation. Im Zentrum steht für ihn die richtige Frage, um Prozesse voran zu bringen.
Bettina Brendle leitet die IT-Beratung der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit in Eschborn bei Frankfurt. Als Expertin für Effectuation und Führungskraft ermutigt sie Mitarbeiter*innen Eigeninitiative zu entwickeln. Gemeinsam mit Dr. Eric Heinen-Konschak, Digitalisierungsberater, bearbeitet sie mit Ihnen ungewisse Situationen mit dem Ziel schnell ins Handeln zu kommen, Risiken zu begrenzen und Partnerschaften auszuhandeln. Zufall kann provoziert und genutzt werden. Astrid Köppel wird mit Dynamic Facilitation einen freien offenen Raum gestalten, in dem kreativer Austausch spontan gelingen kann.
Dann werden der Komponist, Musiker, Pianist und Produzent Martin Kohlstedt, Nina Trobisch, Dramaturgin für Change und Leadership, Veronika Heisig, Choreografin und Performerin und einige andere mitwirken. Das Programm ist noch mitten in der Planungsphase.
Das Atelier
Parallel zur Konferenz trifft sich ein vielfältiger Mix engagierter Menschen aus Kunst, Wirtschaft und Wissenschaft im Atelier. Sie werden mit gestalterischen Herangehensweisen und einer künstlerischen Haltung neue und radikale Impulse für Wirtschaft und Gesellschaft entwickeln und immer wieder mit den Konferenz-TeilnehmerInnen in Austausch treten. Das Ergebnis soll ein „Maniflow“ (im Gegensatz zu einem Manifest) sein.
Das Atelier als Freiraum zur Entwicklung einer Gestaltungsutopie ist praktisch ausgebucht. Für die Konferenz gibt es noch Tickets!
Konferenz zum Umgang mit Ungewissheit 18.9. früher Abend bis 19.9. Abendveranstaltung Bauhaushotel in Probstzella Nähere Infos und Anmeldung: https://one.ageofartists.de
Der Veranstaltungsort,
das Bauhaushotel in Probstzella – eine Ikone der Bauhausarchitektur – liegt an
der bayrisch-thüringischen Landesgrenze und ist sehr gut mit der Bahn zu
erreichen. Der Bahnhof liegt direkt vor der Haustür.
Warum die Robert Bosch GmbH die 12. Etage des Forschungsgebäudes zum Experimentierraum erklärte
Das Zentrum für
Forschung und Vorausentwicklung der Robert Bosch GmbH wurde 2015 errichtet. Rund
1700 MitarbeiterInnen arbeiten am Standort Renningen, etwa eine Stunde von
Stuttgart entfernt daran, „Antworten auf die Fragen von übermorgen zu finden“.
Da gibt es Labors und Kommunikationsbereiche, ein Smart Life Lab, das Robotik Forschungslabor, ein Erprobungsgelände für Automobilsysteme und und und … hier ein Einblick
In welchen Umgebungen finden kreative Prozesse im 21. Jahrhundert statt?
Das aus unserem Blickwinkel interessanteste Stockwerk ist das oberste, in dem sich der Experimentierraum „Platform 12“ befindet. Die Platform 12 ist eine Kooperation der Robert Bosch GmbH, der Akademie Schloss Solitude und des Künstlerduos Wimmelforschung.*) Auf rund 1000 m2 können die MitarbeiterInnen zehn Prozent ihrer Arbeitszeit als sogenannte „Concept Time“ frei verbringen. Sie tauschen sich hier mit KollegInnen aus anderen Abteilungen aus um Synergien zu finden und nutzen die Ausstattung des Raumes für eigene Projekte.
Welche Fragen stellen sich Forscher hinsichtlich der Zukunft? Und: Welche Fragen stellen sich Künstler?
Das Konzept der Platform 12 wurde von den Wimmelforschern Maren Geers (Darstellende Künstlerin) und Thomas Drescher (Bühnenbildner) und der Innovationsmanagerin von Bosch, Birgit Thoben, entwickelt.
Neben der Raumgestaltung und künstlerischen – auch provozierenden – Ausstattungselementen ist die ständige Anwesenheit des „künstlerischen Agenten“ entscheidend. Die Auswahl der Künstler erfolgt über die Ausschreibung eines Stipendiums der Akademie Solitude. Der Künstler, die Künstlerin beobachtet, irritiert, gibt Impulse, interagiert, öffnet das Denken. Ein künstlerischer Störfaktor, der indirekt einen Mehrwert für den Konzern generiert?
Bosch ist ein sehr alter, eher traditioneller Weltkonzern. Klassisches Ingenieursdenken führt zu erwartbaren Innovationen. Wie kommt man auf wirklich völlig Neues? Welches Maß an Chaos und Offenheit ist nötig?
„Emotional geht man in diesen Raum, wenn man nicht weiß was man sucht. Dort wo man Ideen kreieren kann oder auf der Suche nach etwas Neuem, das man weder kennt noch weiß wie es sich entwickelt.“ Birgit Thoben
Der Nutzen für die Forscherinnen und Forscher liegt darin, dass sie durch diesen Freiraum die Möglichkeit haben, in eine andere Welt jenseits der gewohnten Ordnung und Routine einzutauchen. Freiheit, Weitblick, Nonlinearität, Grenzen überschreiten, ständige Veränderung prägen den Raum.
„Ich glaube auch, dass die Bereiche der Wirtschaft und Kunst trotz ihrer oft gegensätzlichen Ansätze sehr viel voneinander lernen können. Hierin liegt viel Potenzial für unsere Zukunft.“
Maren Geers
Zusätzliche Informationen
Auf der Seite von Schloss Solitude finden Sie ein spannendes Interview von Sophie-Charlotte Thieroff, der Koordinatorin des Projekts the art, science & business program an der Akademie Schloss Solitude, mit den Künstlern und der Innovationsmanagerin. Sie schildern den Raum als wandelbar. Er soll sich verändern und helfen, die gewohnten linearen und berechenbaren Strukturen über Bord zu werfen. Sie diskutieren auch, wie es gelingen kann, die Idee und Philosophie dieses Raumes für die Zukunft zu erhalten. Gewohnte Regeln und Überzeugungen zu verlassen, Grenzen auszuloten und zu überschreiten ist nicht selbstverständlich und braucht ständige Auseinandersetzung und Dialog.
Hier finden Sie das Interview in englisch, die deutsche Version am Ende des englischen Textes als pdf.
Aus der Perspektive der beiden Künstler können Sie über das Projekt im Buch „Wirtschaft trifft Kunst“, herausgegeben von Ulrike Lehmann, im Teil VI – Aussicht: Projekte von Kunst in Unternehmen lesen. Ein Buch, das auch auf meiner Besprechungsliste steht. Einen Auszug unter dem Titel „Ein Eingriff ins Gesamtsystem“ finden Sie auf der Seite der Initiative Kultur- & Kreativwirtschaft.
*) Über das Künstlerische Unternehmen
Wimmelforschung (seit 2018 „Break’n Border) gibt es demnächst einen eigenen
Blogbeitrag.
Das Palais Strozzi in der Lerchenfelderstraße kenne ich noch aus der Zeit als mein Finanzamt dort residierte. Nun ist das Palais Sitz des Forschungszentrums des Instituts für Höhere Studien und des Complexity Science Hub Vienna. Das CSH erforscht anhand der heute verfügbaren großen Zahlen komplexe Zusammenhänge (Where big data starts to make sense).
This place cries for art
Erstaunlich wie sich die Atmosphäre des Gebäudes und der Räume verändert, wenn nun Wissenschaftler dort arbeiten. Die noch dazu die Kunst und damit KünstlerInnen und Künstler hereingeholt haben. Zitat CSH Vienna: „When we first saw the big, white walls of Palais Strozzi we knew: This place cries for art.“
Seither gibt es einige Male im Jahr im „Art at the Hub“ Ausstellungen von Künstlern mit besonderem Bezug zur Wissenschaft. Dafür engagiert sich Laura Stöger!
Auch bei Studien des CSH geht es immer wieder um Kunst, z.B. beim Projekt „Hot streak“, in dem tausende CVs von Künstlern und Wissenschaftlern analysiert wurden um Erkenntnisse über besonders erfolgreiche Lebensphasen zu ermitteln.
Wendelin Pressl und das Universum
Also der ideale Ort für die Ausstellung einer Reihe von Werken des Künstlers Wendelin Pressl zum Geheimnis des unendlichen Universums. Die Arbeiten sind in den letzten Jahren entstanden, einige wurden bereits gezeigt. In dieser geballten Dichte auf einer Etage hinterlassen sie einen ganz besonderen Eindruck.
Wendelin Pressl ist ein vielfältiger Künstler: Fotografie, Malerei, Zeichnung, Installation, Aktion – am besten nennt man es wahrscheinlich Objektkunst. Die ausgestellten Objekte zeigen aber auch eine klare Linie. Wendelin erspürt ein Phänomen, analysiert es, zerlegt es in seine Bestandteile und setzt es neu zusammen. Das meint er wahrscheinlich, wenn er seine Arbeit als „Basteln“ beschreibt!
Ist die künstlerische Arbeit nur ein
ironischer Kommentar auf die ernsthafte wissenschaftliche Forschung, auf die
exakte Mathematik? Gerade die Erforschung des Universums basiert auf großer
Unwissenheit.
Ein schönes Beispiel dafür sind die Bilder, die das Weltraumteleskop Hubble in den Weiten des Weltalls von tausenden von Galaxien aufnimmt. Bilder davon findet man auf Wikipedia. Die Kuratorin Manuella Ammer schrieb „Es ist ein hilfloser und zugleich faszinierender Versuch, dem expandierenden Weltall mit Hilfe von herkömmlichen Techniken der Abbildung und Vermessung beikommen zu wollen.“ Pressl legt in seinem Acrylbild „Hubble ultra Deep Field“ ein regelmäßiges Raster aus feinen Linien über einen fiktiven Ausschnitt des Universums, und weckt beim Betrachter die Illusion von Wahrheit.
Denn unsere Erwartungshaltung an die Wissenschaft ist Fakten/Wissen/Wahrheit zu produzieren. Wendelin Pressl konterkariert diese Erwartungshaltung, die Grenzen zwischen wahr und falsch werden spielerisch ausgelotet. „Humor dient Pressl als Trägermedium: mit feinem Augenzwinkern gibt er BetrachterInnen die Chance, lustvoll hintergründige Ironie zu erkennen.“ schreibt Petra Sieder-Grabner in den ARTFaces zu Wendelin Pressl. Pressl baut auch scheinwissenschaftliche Messgeräte – wie die Weltanschauungsapparatur, den Analyser, den Planetomat – denen man zwar auf den ersten Blick misstraut. Trotzdem ist die Neugierde so groß, dass man der Versuchung nicht widerstehen kann!
Die Ausstellung muss man also nicht nur „sehen“, sondern „selbst erfahren“ – das ist Teil des Konzepts von Wendelin Pressl. Bis 30. April ist das noch möglich!
PS: Im Verlauf der Vernissage gab es ein spannendes Gespräch zwischen dem Künstler Wendelin Pressl und dem Komplexitätsforscher Leonhard Horstmeyer, ausgezeichnet moderiert von Elisabeth J. Nöstlinger, Ö1 Wissenschaftsredaktion. Wie nah und auf Augenhöhe sich da Wissenschaft und Kunst waren!
Leider habe ich nicht mitgeschrieben und es gibt auch keine Aufzeichnung davon. Sehr schade. Es wurde auch gesungen – auch nicht dokumentiert! Aber ich habe auf Youtube den singenden Wendelin gefunden, im Duett mit dem Künstler Klaus Ludwig Kerstinger – sehr schön und außerdem sehr passend weil es schaut ja grad nach Frühling aus!
… nennt der Künstler Werner Reiterer die section.a. In dieser Bezeichnung stecken zwei Qualitäten: Kunst als erstklassiges Transfermittel für die Wirtschaft – und Spitzenleistungen aller Beteiligten. Die section.a, Art Design Consulting GmbH, entwickelt Projekte an der Schnittstelle Kunst, Design und Wirtschaft.
Die Zusammenarbeit mit KünstlerInnen, GestalterInnen und KollegInnen bezeichnet das Team um Katharina Boesch und Christine Haupt-Stummer als vielschichtig und inspirierend. Wenn alle Beteiligten offen sind für Ideen, auch für ungewöhnliche, dann entsteht tatsächlich etwas Neues, Überraschendes.
Beispiele dazu:
Anlässlich des Jubiläums 180 Jahre Eisenbahn in Österreich entwickeln acht KünstlerInnen Lichtinstallationen für die Hauptbahnhöfe.
Die Installation der Künstlerin starsky (Julia Zdarsky) für den Salzburger HBH visualisiert Bewegung, Reisen, Vorübergleiten von Landschaft und Städten, Ankommen und Verweilen.
Clemens Fürtler hat für den HBH St. Pölten aus Modellbauteilen eine Skulptur zusammengesetzt, die einen endlosen, dreidimensionalen Loop über drei Stockwerke bildet.
Für das ACF Austrian Cultural Forum London wurden 10 KünstlerInnen
eingeladen, Arbeiten zu entwickeln, die ein kaleidoskopartiges Portrait der
Institution entstehen lassen sollten.
Die Arbeiten waren in die Räume des Forums integriert
Gemeinsam ist den Projekten: keine konventionellen Zugänge sondern ein kritischer Blick, der zu Reflexion, Ironie und Dialog einlädt. Auf der neuen Homepage der section.a kann man anhand zahlreicher Projektbeispiele diese Arbeitsphilosophie nachvollziehen. t
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