Das Wissenschaftszentrum Berlin lädt KünstlerInnen und StudentInnen aus Österreich zur Kooperation beim EU-Projekt HERA ein. Das Thema lautet “Artistic Interventions as Cross-Cultural Encounters: Negotiating Identity Maintenance and Change.” Die bisherigen Forschungen führten zu der Annahme, dass künstlerische Projekte eine Art interkulturelle Begegnung bedeuten. Künstler sprechen oft davon, dass sie in eine fremde Welt mit eigenen Regeln und eigener Sprache eintreten. Und die so andere Art und Weise wie KünstlerInnen denken, etwas sehen und tun erstaunt auch die MitarbeiterInnen. Darin liegt das Potential, bisherige Verhaltensweisen zu reflektieren und Neues zu entwickeln. Die Frage ist nun, in welcher Weise künstlerische Interventionen die Identität sowohl der Künstler als auch der Mitarbeiter in den Organisationen beeinflussen und welche Rolle die Projekte begleitende Organisationen dabei spielen.
Infos gibt es unter http://www.culturalsourcesofnewness.net
Organisationsentwicklungsprojekte werden häufig von (internen oder externen) Beratern begleitet. Bei klassischen Projekten – unabhängig vom Beratungsansatz und den daraus jeweils resultierenden Rollenverständnissen – gibt es das Klienten- und Beratersystem. Eine duale Beziehung. Die Kommunikation und gemeinsame Arbeit wird zwischen den BeraterInnen und den ManagerInnen bzw. MitarbeiterInnen des Unternehmens gestaltet und realisiert. Bei künstlerischen Projekten stellt die OE Architektur eine Dreiecksbeziehung dar: Mitarbeiter/ManagerInnen – KünstlerInnen – ProzessbegleiterInnen bzw. BeraterInnen. Kunstbasierte Beratungsprojekte erfordern andere Strukturen und eine Neudefinition der Rollen der involvierten Personen. Besonders die Aufgabe der ProzessbegleiterInnen/BeraterInnnen erfordert meines Erachtens ein höchst anspruchsvolles Qualfikationsprofil und umfassende Expertise in beiden Welten – jener der Management- und Organisationsenstwicklung aber auch das Verstehen der „Sprache“ der Kunst. Es bedeutet ebenso ein neues Verständnis von Beratung – auch KünstlerInnen sind Teil des Beratersystems – und eines sensitiven Schnittstellenmanagements. Berater/Prozessbegleiter werden zu „Übersetzern“ der unterschiedlichen Sprachen der beiden Welten und Ermöglichern des Lernprozesses zwischen Wirtschaft und Kunst. Diese Rollengestaltung scheint mir von fundamentaler Bedeutung für den Erfolg künstlerischer Interventionen im Rahmen von OE Projekten zu sein.
@ Evy, danke für diese Analyse.
Wie die Beziehungen in diesem „Dreieck“ gestaltet sind, hängt vom Selbstverständnis der „Intermediäre“, also der Anbieter kunstbasierter Beratungen ab.
Die meisten verstehen sich als Schnittstellenmanager, eine Funktion die eine aktive Rolle und eine Vielfalt von Aufgaben während des gesamten Prozesses bedeutet: u.a. Projektplanung, Etablierung des Beratungssystems, Auswahl der Künstler für das jeweilige Projekt, Monitoring und Reflexion, Kommunikation nach innen und außen, Evaluation.
Wesentlich ist, dass die Gestaltung des künstlerischen Prozesses in der Freiheit und Eigenverantwortung des Künstlers, der Künstlerin liegt. Das ist ja genau der Unterschied zu einer Organisationsberatung, bei der künstlerische Elemente bzw. analoge Interventionen (zb Szenenspiel, Malen etc) als ergänzende Methode eingebaut sind.
Ariane Berthoin Anteil schreibt in ihrer Studie (siehe Forschungsbericht TILLT, Seite 136 ff), dass „the need for bridge-building between the two worlds“ ganz unterschiedliche Organisationen hervorgebracht hat, die alle ihr eigens Konzept entwickelt haben. Der Erfahrungsaustausch untereinander ist erst ganz jung, wie auch die Forschung über künstlerische Interventionen.